Full text: [Teil 3 = Sechstes - Achtes Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 3 = Sechstes - Achtes Schuljahr, [Schülerband])

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und darum ist die Annahme wohl nicht ohne Grund, daß die Egyp- 
ter die Erfinder des Pfluges sind. Die Griechen schrieben die Erfin¬ 
dung des Pfluges der Ceres, der Göttin des Ackerbaues zu, welches 
den Beweis dafür giebt, daß die Erfindung sehr alt ist und für sehr 
wohlthätig erachtet wurde; denn Erfindungen von dieser Beschaffen¬ 
heit werden von den alten Völkern immer den Göttern zugeschrieben. 
Die Römer schrieben die Erfindung des Ackerbaues ebenfalls 
einem Gotte, nämlich dem Saturn zu. Obgleich nun die alten Völker 
den Ackerbau nicht so sorgfältig und in so ausgedehntem Maße trie¬ 
ben, als wir in unseren Tagen, so stand er doch bei ihnen und na¬ 
mentlich bei den Römern als eine göttliche und unentbehrliche Er¬ 
findung in sehr hohem Ansehen. Von den Getreidearten waren es 
besonders Weizen und Gerste, welche von den alten Völkern ange¬ 
baut wurden; von dem elfteren bereiteten sich wohlhabende und von 
dem letzteren Getreide ärmere Leute ihr Brod. 
Die alten Deutschen hielten freilich außer Jagd und Krieg jede 
Arbeit für eine Entehrung des freien Mannes; dessen ungeachtet 
fand doch auch bei ihnen der Ackerbau von der Hand der Frauen und 
Sklaven eine nothwendige Pflege. Man baute von den Getreide¬ 
arten nur Gerste und Hafer an, also Sommerkorn; denn für den 
Anbau der Wintersaat scheint der Boden nicht genugsam entwässert 
und das Klima unter dem Einflüsse der riesigen Wälder zu kalt ge¬ 
wesen zu sein. Als die Römer nach Deutschland kamen und am 
Rhein zuerst Weizen säeten, erfror ihnen im Winter die Saat. Beide 
genannten Sommergetreidearten sind aber nicht in Deutschland hei¬ 
misch, sondern in Asien, und es ist daher wohl anzunehmen, daß die 
Einwanderer von Asien nach Deutschland die Kenntniß des Acker¬ 
baues mitgebracht haben. Die Deutschen kannten auch einen Pflug, 
den sie Plo nannten; er wurde von Ochsen gezogen, denn Pferde 
waren, wie der freie Mann, nur bei der Jagd und im Kriege thätig. 
Aus dem Hafer backte der Deutsche sein Brod und kochte einen Brei 
daraus; aus der Gerste wurde vornehmlich Bier gebraut. 
Die slavischen Völker brachten im 6. Jahrh. nach Ehr. G. den
	        
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