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Und diesen Dank lege ich nun erneuert an Ihr Herz, wie ich
dieses so oft aussprechen und betätigen konnte.
Mit dankerfülltem Herzen wünsche ich Ihnen Glück zur Feier
eines solchen Tages und wünsche von Herzen, daß Ihre Kräfte
noch lange ungeschwächt erhalten bleiben zum Segen des Thrones
und des Vaterlandes.
Ihr
ewig dankbarer König und Freund
Wilhelm.
161. Im Kampf um eine Wasserstelle.
(Aus den Kämpfen der deutschen Truppen in Südwestafrika 1904 bis 1905.)
Unsere Abteilung zählte etwa 220 Köpfe. Wir marschierten
am 2. Januar 1905 über die steinige, wellige Fläche hoch über dem
tiefliegenden Flußbette des Auobs. — Das Gesträuch wird dichter,
die Hochfläche faltiger, was die Übersicht in bedrohlichem Maße
verdeckt. Morgens um ^7 Uhr zischen uns die ersten Kugeln
um die Ohren. Im Nu ist alles abgesessen, und kurze, scharfe
Befehle bringen die Truppe in Gefechtstellung. Die Geschütze
kämpfen alsbald zwischen den Kompanien auf beiden Flügeln.
Die Wagen und Karren werden nahe herangezogen und zu einer
Wagenburg zusammengestellt. Der Gegner, eine starke Abteilung
von Hottentotten unter dem Befehl von Hendrik Witboi, weicht
eine Strecke zurück, liegt aber dann erst in seiner besten Stellung,
in einer Felsenfestung mit klippigen Schluchten und bomben¬
sicheren Laufgräben, die von der Natur in den Felsen geschnitten
sind. Diese Felsenburg sollte die kleine deutsche Abteilung einer,
wie sich herausstellte, fünffachen Übermacht entreißen. Stunden¬
lang dauert der heftigste Kampf ohne entscheidende Fortschritte.
Wohl wird von zwei Kompanien der Versuch gewagt, an busch¬
reicher Stelle gegen den Feind vorzubrechen; aber dessen Feuer
ist zu stark. AIs der Feind die Überlegenheit seiner Zahl auszu¬
nutzen beginnt und die dem Auob in einer Entfernung von etwa
1200 m parallel streichende hohe Düne besetzt, wird die Lage be¬
denklicher. Nun droht auch unserer Wagenburg und damit dem
Rücken unserer Stellung ein Angriff. Aber diese Gefahr wird
glücklich abgewehrt; der Feind wird sogar durch kühnen Ansturm
an die Düne zurückgeworfen. Stunde auf Stunde verrinnt, und
eine Gefechtstunde dauert lange. Der Tag wird sehr heiß, und