Full text: [Teil 3 = Sechstes - Achtes Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 3 = Sechstes - Achtes Schuljahr, [Schülerband])

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hemmend in den Weg drängen, im Wogenschwall umschmetternd! 
Steig hinab in den Brunnen, wo es geheimnisvoll siedend und bro¬ 
delnd aufquillt aus der Spalte des Gesteins wie das Blut aus zer¬ 
schnittener Ader! Steig auch hinab in die Eingeweide der Erde durch 
Gruben und Stollen und sieh, wie es da von den Wänden schwitzt 
und tropft! Höre es arbeiten, das Pumpwerk, das hier der Mensch 
geschaffen, um das ihm auf Schritt und Tritt folgende Wasser zu 
bewältigen! Vergegenwärtige dir die großen Wasserbecken, die sich 
als Sickerwasser unter meilenweiten Länderstrecken hinziehen, in die 
wir Menschen unsre Brunnen hinabsenken, um das lebenschaffende 
Element wieder an die Oberfläche zu fördern! 
Doch damit nicht genug. Blick auf den weichen Schneemantel, 
in den die Winter der gemäßigten Zone unsre Erde hüllen, eine 
künstliche Wasserbedeckung schaffend! Schau die Eismassen der Glet¬ 
scher an, wie sie sich in langsamem Lauf talwärts schieben, Trümmer 
und Gestein vor sich auftürmend! Betrachte auch die Eisberge, wie 
sie vom Pol herabschwimmen gleich gepanzerten Heerscharen, Kälte 
verbreitend über ganze Weltteile, in Massen, die jeder Vorstellung 
trotzen! Sieh, wie der Nebel über dich herabsinkt, aus Milliarden von 
staubkleinen Wasserkügelchen bestehend; sieh die Wolke, wie sie, vom 
Winde getragen, dahinschwebt in der blauen Höhe, und die schwarze 
Wolkenwand, aus der das Wetter leuchtet, der Donner rollt und der 
Hagel schießt, aus der der befruchtende Regen quillt und der ver¬ 
derbenbringende Wolkenbruch! Aber was dein Auge nicht wahr¬ 
nimmt, das ist jener Wasserdampf, der unsichtbar die ganze Atmo¬ 
sphäre durchdringt in allen möglichen Sättigungsgraden, als Ge¬ 
witterschwüle, die den Schweiß aus den Poren treibt, als leichte, 
elastische Frühlingsluft, die durch ihren Feuchtigkeitsgehalt die Nerven 
stärkt, die Sinne schärft und das Blut rascher durch die Adern treibt. 
Und in dir selbst, in deinen eigenen Gebeinen, durch Muskeln 
und Knochen, Gehirn und Eingeweide geht ein ununterbrochener 
Wasserstrom, lösend, mischend und führend alle die Stoffe, die dich 
zusammensetzen. In den Saftgefäßen der Pflanzen wogt und steigt 
es auf und nieder, von der Wurzel gesogen, von den Blättern aus¬ 
gehaucht. Kurz, wohin du dich wendest, von den Höhen des Himmels 
bis hinab in die Eingeweide der Erde, durch Fels und Gestein, die 
es als „Bergfeuchte" durchtränkt, durch das ganze Reich der Pflanzen 
und Tiere, überall ist das Wasser, alles durchdringend, lösend, Be¬ 
wegung schaffend und selbst bewegt. Gustav Jäger.
	        
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