Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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Am schwersten ist's, wenn man hier ans Land kommt, da sitzt 
ein jeder auf seinem Koffer und hat Augst, daß er selber mit dem 
Koffer gestohlen wird, denn das ist ein Raubervolk, das da auf einen 
hereinkommti, und die wissen zu schmeicheln und zu heucheln, daß man 
meinen sollt', man hätte lauter frischausgekrochene Engel vor sich, aber 
es ist ein Räubergesindel 
Jeder soll sich nur gleich vornehmen, jede Arbeit zu tun, die 
ihm vorkommt; man muß auch oft aus seinem gewohnten Gewerbe 
auswandern, bis man wieder zu ihm heimkommt. Ich habe sechs 
Wochen Straßen pflastern geholfen, bis ich meinen jetzigen Platz be— 
kommen habe, aber das ist schön: Wenn man hier zu Lande recht— 
schaffen ist, bekommt man Kredit, und man kann mit nichts zu etwas 
kommen; ich bin jetzt auf dem Weg. Am besten gefällt mir, daß es 
hier zu Lande die größte Ehre ist, wenn einer von sich sagen kaun: 
Ich bin von geringer Herkunft und hab's zu etwas gebracht. Ge⸗ 
burtsstolz gibt's hier gar nicht. 
Es ist hier alles ganz anders als bei uns daheim. Die Kar— 
toffeln werden mit dem Pfluge nachgesetzt und so bearbeitet den 
Sommer über und auch mit dem Pfluge herausgetan. Die Frucht 
wird mit der Sense abgemäht, die ist besonders dazu gemacht und 
legt die Frucht schön hin. Zwei Stunden Wegs schlägt man hier 
so wenig an, als bei uns daheim eine Viertelstunde. Ich will keinem 
zuraten, Deutschland zu verlassen, aber wenn eines zu mir kommt, 
will ich ihm tun, was ich kann. Und das soll nur ein jeder denken, 
daß man hier ohne Arbeit nichts bekommt; ich habe hier schon stär— 
ker gearbeitet als bei uns daheim. Die Metzger tragen hier weiße 
Hemden über die Kleider beim Fleischverkauf. 
Wirtshaussitzen, Spielen und Trinken ist hier fast gar nicht. 
Der Amerikaner kommt in das Gasthaus, fordert einen Welschkorn⸗ 
branntwein oder Bier oder Wein, zahlt, trinkt und geht. Zeit ist 
hier das beste bare Geld. 
Die Amerikaner sind gar häuslich und dabei auch sehr reinlich. 
Wer schmutzig dahergeht, ist gewiß kein Amerikaner. Auf Weißzeug 
haͤlt man hier besonders viel und vornehme Leute putzen sich ihre 
Kleider und Stiefel jeden Morgen, und Menschen im schwarzen Frack 
spalten sich Holz Auch ist es ein gutes Zeichen daß man hier die 
Tiere nicht abrackert, im Gegenteil ganz gut behandelt. 
Nun habe ich aber genug geschrieben 
Nun, liebe Mutter, sage ich Euch von Herzen Lebewohl. 
Haltet Euch gesund und wohlauf! 
Verbleibe 
Euer David. 
(Milwaukee im Staate Wiskonsin, Schillerstraße Nr. 12.)
	        
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