Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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gegenüber auf eine Bank. Die Königin, durchs Fenster blickend, 
weinte und flehte Etzels Mannen um Rache an Hagen. Vierhundert 
wappneten sich; die Krone auf dem Haupte kam sie mit dieser Schar 
die Stiege herab. Der übermütige Hagen legte über seine Beine ein 
lichtes Schwert, aus dessen Knopf ein Jaspis schien, grüner denn Gras; 
wohl erkannte Chriemhild, daß es Siegfrieds war. Auch Volker zog 
seinen Fiedelbogen an sich, so nannte er sein langes und starkes Schwert 
Furchtlos saßen sie da, und keiner stand auf, als die Königin ihnen vor 
die Füße trat. Sie warf Hagen vor, daß er ihren Mann erschlagen; 
da sprach Hagen laut aus, daß er es getlan, räch' es, wer da wolle! 
Die Hunnen sahen einander an und zogen ab, den Tod fürchtend. 
König Etzel, von all dem nichts wissend, empfing und be— 
wirtete die Helden aufs beste. Zur Nachtruhe wurden sie in einen 
andern Saal geführt, wo kostbare Betten bereitet waren. Hagen 
und Volker hielten vor dem Hause Schildwacht. Volker lehnte den 
Schild von der Hand, nahm die Fiedel und setzte sich auf den Stein 
an der Türe. Seine Saiten erklangen, daß all das Haus ertoste; 
süßer und süßer ließ er sie tönen, bis alle die Sorgenvollen ent— 
schlummert waren. Mitten in der Nacht glänzten Helme aus der 
Finsternis; es waren Gewaffnete von Chriemhild geschickt; doch als 
sie die Tür so wohl behütet sahen, kehrten sie wieder um. Am 
nächsten Vormittag, ehe sie zu Tische saßen, suchte Chriemhild Diet— 
richs Hilfe, doch er verwies ihr den Verrat an ihren Blutsfreunden. 
Williger fand sie Blödel, Etzels Bruder. Der zog mit tausend Ge— 
wappneten zur Herberge, wo Dankwart, Hagens Bruder, der Mar— 
schalk, mit den Knechten speiste. Nach kurzem Wortwechsel sprang 
Dankwart vom Tisch und schlug ihm einen Schwertschlag, daß ihm 
das Haupt vor den Füßen lag. Ein grimmiger Kampf erhob sich. 
Die Hälfte der Hunnen wurde erschlagen; aber andere zweitausend 
kamen und ließen nicht ab vom Streite, bis alle die Knechte tot lagen. 
Dankwart allein hieb sich zum Saale durch, wo die Herren speisien. 
Eben wurde Ortlieb, Etzels junger Sohn, seinen Oheimen zu Tische 
getragen. Da trat Dankwart in die Tür, mit bloßem Schwerte, all 
sein Gewand mit Hunnenblut beronnen. Laut rufend verkündeie er 
den Mord in der Herberge. Hagen hieß ihn der Türe hüten, daß 
kein Hunne herauskomme. Dann schlug er das Kind Ortlieb, daß 
sein Haupt in der Königin Schoß springt. Furchtbarer Kampf ent— 
brannte nun. Chriemhild rief Dietrichs Hilfe an; dieser verlangte, 
daß man ihn und die Seinigen mit Frieden aus dem Hause lasse. 
Gunther gewährte es. Da nahm der Berner die Königin unter dem 
Arm, an der andern Seite führte er Etzeln, mit ihm gingen sechs— 
hundert Recken. Auch Rüdiger mit seinen Mannen räumte unge— 
fährdet den Saal. Was von Hunnen im Saale war, wurde nieder— 
gehauen. Die Toten wurden die Stiege hinabgeworfen. Bis zum 
Abend währte der harte Streit; dann war es stille, das Blut floß durch
	        
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