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Hadrian starb im Jahre 138 und hinterließ den an Kindes
Statt angenommenen Antoninus Pius als Nachfolger. Dieser
menschenfreundliche Kaiser verfolgte den Grundsatz, „daß es besser
sei, einen guten Bürger zu erhalten, als tausend Feinde zu er—
legen.“ Es herrschte daher Frieden im Römerreiche, so lange er das—
selbe verwaltete. Während dieser Friedenszeit aber mögen die neuen
Badegebäude zu Baden vollendet worden sein, denn eine uralte Über—
lieferung sagt: „Die beiden Kaiser Hadrian und Antonin haben
die Bäder an der Oos auf ihre Kosten erbauen lassen.“
Den Namen „Aurelische Bäderstadt“ nahm Baden aber erst von
einem übelberüchtigten Nachfolger dieses trefflichen Kaiserpaares, von
Aurelius Caracalla, an.
166. Das Grab im Busento.
(A. v. Platen.)
Nächtlich am Busento lispeln bei Cosenza dumpfe Lieder,
Aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wider.
Und den Fluß hinauf, hinunter, zieh'n die Schatten tapfrer Goten,
Die den Alarich beweinen, ihr Volkes besten Toten.
Allzufrüh und fern der Heimat mußten hier sie begraben,
Während noch die Jugendlocken seine Schulter blond umgaben.
Und am Ufer des Busento reihten sie sich um die Wette;
Um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette.
In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde,
Senkten tief hinein den Leichnam, mit der Rüstung auf dem
Pferde.
Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe,
Daß die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe.
Abgelenkt zum zweiten Male, ward der Fluß herbeigezogen:
Mächlig in ihr altes Bette schäumten die Busentowogen
Und es sang ein Chor von Männern: Schlaf in deinen Heldenehren:
Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je das Grab versehren!
Sangen's, und die Lobgesänge tönten fort im re
Wälze sie, Busentowelle, wälze sie von Meer zu Meere
167. Karl der Große.
(768 814.)
Der erste deutsche Kaiser war Karl der Große, sein Reich von
weit größerer Ausdehnung als das heutige Deutschland. Als er
seinem Vater Pipin folgte, der sich die Königskrone aufgesetzt und
den letzten der alten Merowingerkönige in ein Kloster gesteckt hatte,