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in das Rohr ein, welche, durch eine Dampfmaschine in Bewegung
gesetzt, das Ol auf die Oberflaͤche bringt. Ein Hauptfundort des
Steinöls ist Ennifkillen in Kanada. Interefsant sind die Berichte
amerikanischer Zeitungen über das Auffinden derselben
Über eine der ergiebigsten Quellen, die einem Herrn John
Shaw gehört, erzählt man folgendes: In der Nähe von Viktorid,
im Bezirk Enniskillen, befindet sich jetzt ein Brunnen, auf den dieser
John Shaw monatelang seine Hoffnung gesetzt hatte Mit außer—
oͤrdentlicher Mühe grub er, bohrte und pumpte, und verwendete er
dazu seine ganze Kasse, seinen Kredit und zuletzt seine eigene Mus⸗
kelkraft, ohne daß er auch nur ein Anzeichen von Ol zu finden
vermochte. Die Brunnen seiner Nachbarn flossen von Reichtum über,
nur John Shaw erhielt keinen Teil von dem Petroleumstrom End⸗
lich kam er zu dem Entschluß, nur noch einen Tag sein Glück zu
proͤbieren. Wenn auch an diesem seine Anstrengung von keinem
Erfolg gekrönt würde, dann wollte er den Schlamm von Enniskillen
von seinen Schuhen abschütteln und nach einem bessern Lande
wandern. Verdrießlich hob er seinen Bohrer empor und warf ihn
mit heftiger Gewalt auf den Fels nieder. Horch, was ist das? Ein
Geräusch, wie von etwas Fleßendem schallt aus der Tiefe empor,
ein Zischen, ein Rieseln, wie wenn es aus einer Gefangenschaft von
Jahrhunderten entrinnen wollte. Hört es auf? Nein, es kommt und
wachst mit jedem Augenblicke. Im Rohr der Pumpe steigt das Ol,
der Brunnen füllt sich. Nach 15 Minuten ist er bis zum Rande
voll. Das Ol fließt über, es füllt einen Behälter, fließt auch hier
uͤber, und alle Bemuͤhungen, seinen Lauf zu hemmen, sind vergeblich.
Unwiderstehlich strömt es über den Abhang in das schwarze Ol⸗
flüͤßchen, wo es mit Wasser fortfließt. Der Brunnen floß mit solcher
Heftigkeit, daß es unmöglich war, seine Ergiebigkeit zu bestimmen.
Erst später, als seine Ausbeute kontrolliert wurde, fand man, daß
er in je 11/2 Minuten ein Hektoliter lieferte.
Bas rohe Petroleum hat gelbe, braune, bisweilen dunkelgrüne
Farbe und ist leichter als Wasser. Mit einem brennenden Holz—
span läßt es sich entzünden. Es besitzt einen eigentümlichen unan—
genehmen Geruch, der wahrscheinlich von einem Gehalt an Schwefel,
auch Phosphor und Arsen herrührt und sich selbst bei der besten
Reinigung nicht wegschaffen läßt. Diese rohen Ole eignen sich
übrigens keineswegs, besonders ihrer leichten Entzündlichkeit wegen,
für den unmittelbaren Verbrauch, sie müssen immer erst gereinigt
raffiniert) werden. Dies geschieht dadurch, daß man sie einer
wiederholten Destillation unterwirft. Das erste Destillat wird mit
Schwefelsaure behandelt, deren Menge und Stärke sich nach der Be—
schaffenheit des Ols richtet. Beim Ruhigstehen scheidet sich die schwere
Saͤure auf dem Boden ab, worauf das Ol abgezogen wird. Die
dem Ol beigemengten, organischen Stoffe werden durch die Säure
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