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bis ein greiser Heldenkönig an der Spitze sich wieder findender deutscher
Stämme über den Rhein zog, von Schlacht zu Schlacht, von Sieg zu
Sieg, bis im Spiegelsaale zu Versailles deutsche Fürsten einstimmig dem
Heldenkönig die deutsche Kaiserkrone anboten. Das Werk des deutschen
Reichsschmiedes ward an diesem Tage vollendet und gekrönt.
Seitdem fühlen wir uns daheim und noch mehr draußen in der
Fremde wieder deutsch. Wir sind wieder stolz und froh unsres großen
Vaterlandes geworden. Heimatgefühl und Vaterlandsliebe haben sich vermählt.
Wir fühlen so tief und dankbar, was uns wieder zurückgewonnen, aufs neue
uns geschenkt ward, wir empfinden gehobenen Sinnes, daß es heute doch 10
eine Lust ist, in Deutschland zu leben. Tägliche Rundschau. (Gekürzt.)
176. Das alte Haus.
1. Der Maurer schreitet frisch heraus,
er soll dich niederbrechen,
da ist es mir, du altes Haus,
als hörte ich dich sprechen:
„Wie magst du mich, das lange Jahr'
der Lieb' und Eintracht Tempel war,
wie magst du mich zerstören?
2. Dein Ahnherr hat mich einst erbaut
und unter frommem Beten
mit seiner schönen, stillen Braut
mich dann zuerst betreten.
Ich weiß um alles wohl Bescheid,
um jede Lust, um jedes Leid,
was ihnen widerfahren.
3. Dein Vater ward geboren hier
in der gebräunten Stube,
die ersten Blicke gab er mir,
der muntre, kräft'ge Bube.
Er schaute auf die Engelein,“
die gaukeln in der Fenster Schein,
dann erst auf seine Mutter.
4. Noch lange Jahre kann ich stehn,
bin fest genug gegründet,
und ob sich mit der Stürme Wehn
ein Wolkenbruch verbündet.
Kühn rag' ich wie ein Fels empor,
und was ich auch an Schmuck verlor,
gewann ich's nicht an Würde?
Rheinprovinz.* Oberstufe
Von Friedrich Hebbel.
5. Und hab' ich denn nicht manchen Saal
und manch geräumig Zimmer?
Und glänzt nicht festlich mein Portal 15
in alter Pracht noch immer?
Noch jedem hat's in mir behagt,
kein Glücklicher hat sich beklagt,
ich sei zu klein gewesen.
6. Und wenn es einst zum letzten geht, 20
und wenn das warme Leben
in deinen Adern stille steht,
wird dies dich nicht erheben:
Dort, wo dein Vater sterbend lag,
wo deiner Mutter Auge brach,
den letzten Kampf zu streiten?“ —
7. Nun schweigt es still, das alte Haus;
mir aber ist's, als schritten
die toten Väter all heraus,
um für das Haus zu bitten.
Und auch in meiner eignen Brust
wie ruft so manche Kinderlust:
„Laß stehn das Haus, laß stehen!“
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8. Indessen ist der Mauermann
schon ins Gebälk gestiegen,
er fängt mit Macht zu brechen an,
und Stein und Ziegel fliegen.
„Still, lieber Meister, geh von hier,
gern zahle ich den Taglohn dir,
allein das Haus bleibt stehen!“
Hebbel, Gedichte.
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