drückte sie herzlich. „Dank,“ stammelte er, „tausend Dank, guter
Herr! Der liebe Gott wird es Ihnen lohnen.“ — „Lassen Sie das,
lieber Freund! Für einen ehrlichen Mann braucht es des Dankes
nicht. Doch hier kein Aufsehen; solche Auftritte gehören nicht aufs
Kontor; hier wohnt keine Herzlichkeit. Gehen Sie mit Gott!“
Froh und überglücklich kehrte der Meister zurück. Fleißig ar—
beitete er, und durch die Hilfe des angesehenen Kunden war er bald
ein gemachter Mann. Der reiche Kaufmann aber fühlte an jenem
Morgen eine so sonderbare Regung in seinem Herzen, daß sie seit
dieser Zeit noch manche Träne hervorlockte. Doch war es immer
eine Träne der Dankbarkeit.
123. Hans Euler.
vVon Aohann Gabriel Seidl.
eÊr Maxthe, draußen pocht es; geh, laß den Mann herein!
„ Es wird ein armer Pilgerx, der sich verirrte, sein.“ —
„Grüß' Gott, du schmucker Krieger! Nimm Platz an unserm TCisch!
Das Brot ist weiß und locker, der Trank ist hell und frisch!“
2. „Es ist nicht Trank, nicht Speise, wonach es not mir tut;
Doch so Ihr seid Hans Eulex, so will ich Euer Blut!
Wißt Ihr, vor Monden hab' ich Euch noch als Feind bedroht;
Dort hatt' ich einen Bruder, den Bruder schlugt Ihr tot.
3. Und als er rang am Boden, da schwur ich es ihm gleich,
Daß ich ihn wolle rächen früh oder spät an Euch!“ —
„Und hab' ich ihn erschlagen, so war's im rechten Streit,
Und kommt Ihr, ihn zu rüchen — wohlan! ich bin bereit!
4. Doch nicht im Hause kämpf' ich, nicht zwischen Tür und Wand,
Im Angesichte dessen, wofür ich stritt und stand.
Den Säbel — Marthe, weißt du —, womit ich ihn erschlug;
Und solll' ich nimmer kommen — Tirol ist groß genug!“
5. Sie gehen miteinander den nahen Fels hinan;
vein gülden Tor hat eben der Morgen aufgetan —
Der Hans voran, der Fremde recht rüstig hinterdrein
Und höher stets mit beiden der liebe Sonnenschein.
6. Unn stehn sie an der Spitze — da liegt
Die wunderbare, große, vor ihnen aufgehelll;
Gesunkne Uebel zeigen der Täler reiche Lust
Mit Hütten in den Armen, mit Herden an der Brust;
Lesebuch für Oberklassen. Rh.
die Alpenwelt,
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