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mehrt und vergrößert werden. So entstand nach und nach das ge—
waltige Werk, die Kruppsche Gußstahlfabrik zu Essen, die am 1. Ja—
nuar 1910 einen Raum von mehr als 455 ha einnahm und 37 000
Menschen reichlichen Verdienst verschaffte. Soweit der Blick reicht,
trifft er auf rauchgeschwärzte Schornsteine, ausgedehnte Hallen mit
Ofen, Dampfkesseln und Maschinen und eine Anzahl größerer und
kleinerer Häuser. Und dieses Riesenwerk, das in der Welt nicht
seinesgleichen hat, bildet zwar den wichtigsten, aber immerhin doch
nur einen Teil des Kruppschen Besitzes. Zu diesem gehören unter
anderm zahlreiche Eisensteingruben in Deutschland und Spanien,
ferner einige große Kohlenzechen, drei Hüttenwerke am Mittelrhein,
ein Stahlwerk bei Annen, die Schießplätze bei Meppen und Tanger—
hütte, das Grusonwerk bei Magdeburg, die Germaniawerft in Kiel
und die Friedrich-Alfred-Hütte in Rheinhausen. Die Gesamtzahl der
auf sämtlichen Kruppschen Werken am 1. Januar 1910 beschäftigten
Personen betrug 67 166.
Die großartigen Leistungen und Erfolge Krupps gereichen sei—
nem Verstande, seiner Tatkraft und Ausdauer zu hoher Ehre. Die
Einrichtungen aber, die er zum Wohle seiner Arbeiter getroffen hat,
zeigen, daß er nicht nur ein hochbegabter, sondern auch ein guter
Mann war. Schon im Jahre 1853 errichtete er eine Hilfskasse für
Nrankheits- und Todesfälle, aus der später die Pensionskasse her—
vorging. Im Jahre 1856 begründete er eine Speiseanstalt, in
der unverheiratete Arbeiter gegen geringe Zahlung die Kost er—
halten. Sieben Jahre später wurde die erste Arbeiterkolonie West—
end mit 160 Wohnungen eingerichtet. Dieser folgten im Jahre 1872
die Kolonien Schederhof mit 492 und Kronenberg mit 1248 Woh—
nungen. Mit der Vergrößerung des Werks schritt die Vermeh—
rung der Wohlfahrtseinrichtungen gleichmäßig fort.
Alfred Krupp hat in der letzten Hälfte seines Lebens Reich—
tum und Ehre erlangt wie selten ein Bürger. Könige und Kaiser
kamen zu ihm auf Besuch, viermal ist Kaiser Wilhelm J. sein Gast
gewesen. Der Reichtum hat ihn nicht verdorben, die Ehrenbe—
zeigungen haben ihn nicht stolz gemacht. Er war tätig bis zur
letzten Stunde, bewahrte sein schlichtes Wesen, war immer gast—
freundlich, freigebig, ein Vater seiner Arbeiter. Jetzt ruht er in
Frieden, der vornehmste unter den Arbeitern. Möge jeder seinen
Wahlspruch beherzigen, der da lautet:
Der Zweck der Arbeit soll das Gemeinwohl sein, dann
bringt Arbeit Segen, dann ist Arbeit Gebet.
Nach Krupps Tode setzte sein Sohn Friedrich Alfred auf Wunsch
des Vaters ein Kapital von einer Million Mark für eine Stiftung