fullscreen: Lesebuch zur Geschichte Bayerns

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32. Die K. Hof- und Staatsbibliothek in München. 
ist es, daß seine Büchersammlung für Münchens Stellung in Wissenschaft und 
Literatur von ausschlaggebendem Einfluß geworden ist. 
Hatte sich in der Münchener Residenz wohl schon von frühen Zeiten 
her ein ansehnlicher Vorrat von Büchern angesammelt, so wurde die eigent¬ 
liche Gründung der Bibliothek von Herzog Albrecht V. durch den Erwerb 
dreier großartiger Einzelbüchersammlungen vollzogen. 
Der Nürnberger Arzt und Geschichtschreiber Hartmann Schedel, eine 
echte Sammlernatur, hatte von Jugend an in Deutschland und Italien Bücher 
und Handschriften gesammelt, selbst geschrieben und illuminiert, schön binden 
lassen und zu eigenen Werken, von denen das berühmteste seine 1493 von 
Koberger in Nürnberg gedruckte, von Michael Wohlgenuith mit Holzschnitten 
geschmückte Weltchronik ist, fleißig benützt. Als er 1514 starb, hinterließ er 
einen wahren Schatz von Büchern, hauptsächlich au lateinischen Handschriften 
historischen und philologischen Inhalts und an wertvollen Wiegendrucken. Diese 
Bibliothek erwarb Herzog Albrecht. Kanm ein Band ist darunter, der nicht 
durch schriftliche Einträge oder durch Ausschmückung mit eingeklebten Minia¬ 
turen, Kupferstichen oder Holzschnitten die Liebe des Nürnberger Humanisten 
zu den Büchern offenbart, und in vielen Bänden grüßt der freundliche Bücher- 
sprach: Lege feliciter, von Hartmann Schedels Hand geschrieben, über die 
Jahrhunderte herüber den modernen Benützer. 
Die zweite Einzelbibliothek, welche der Münchener Sammlung einverleibt 
wurde, war die des Staatsmannes und Humanisten Johann Albrecht Widman- 
stetter oder, wie der Name latinisiert gebraucht wurde, Widmestadius. Geboren 
um das Jahr 1506 in dem zum Gebiet der Reichsstadt Ulm gehörigen Dorf 
Nellingen war der an deutschen Hochschulen gebildete Gelehrte in jungen wahren 
nach Italien gekommen und hatte sich dort im Umgang mit den gelehrtesten 
Männern der Zeit bald so außerordentliche Kenntnisse besonders in den orien¬ 
talischen Sprachen erworben, daß ein Zeitgenosse von ihm sagte, seit Johannes 
dem Täufer fei kein Mann von gleich umfassender Sprachkenntms erstanden. 
Griechisch, hebräisch, arabisch, syrisch sprach er mit gleicher Gewandtheit und 
seine Vertrautheit mit den Literaturen dieser Sprachen war eine so hervor¬ 
ragende, daß er eine syrische sowie eine arabische Grammatik, eine lateinische 
Übersetzung des Koran, ein arabisch-syrisches und ein kabbalistisches Wörterbuch 
neben anderen Werken versassen konnte. In die deutsche Heimat zurückgekehrt 
wurde Widmanstetter Rat des Herzogs Ludwig von Bayern, Wilhelms IV. 
Bruder, nach Ludwigs Tode bei Erzbischof Ernst von ^alzbnrg, dem dritten 
Bruder der Herzoge Wilhelm und Ludwig, danach Kanzler des Augsburger 
Bischofs, des Kardinals Otto Trnchseß von Waldburg, schließlich in Diensten König 
Ferdinands Kanzler für die österreichischen Länder. Widmanstetter hatte sich 
im Lause seines Lebens eine außerordentlich umfangreiche und wertvolle Biblio¬ 
thek gesammelt, welche das Staunen und die Bewunderung feiner gelehrten 
Zeitgenossen erweckte. Kostbare orientalische wie auch abendländische Hand-
	        
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