78. Die ßausräte.
Nun war der Fund ihm viel zu klein,
hãtto mũssen Kron' und Zepter sein;
aber wie sollt' er seinen Rücken
nach einem halben Hufeisen bücken?
Er also sich zur Seite kebhrt
und tut, als hätt' er's nicht gehört.
Der Herr nach seiner Langmut drauf
hebt selber das Hufeisen auf
und tut auch weiter nicht dergleichen.
Als sie nun bald die Stadt erreichen,
geht er vor eines Schmiedes Lür,
nimmt von dem Mann drei Pfennig
dafũr.
Und als sie über den Markt nun
gehen,
sient er daselbst schöne LKirschen
stehen,
kauft ihrer so wenig oder so viol,
als man für einen Dreier geben will,
die er sodann nach seiner Art
ruhig im Irmel aufbewahrt.
Nun ging's zum andern Tor hinaus,
dureh Wies' und Felder obne Haus,
auch war der VWeg von Bäumen blob;
die Sonne schien, die Hit2' war grob,
so dab man viel an solcher Stàãtt'
für einen Trunk Wasser gegeben hätt'.
Der Herr geht immer voraus vor allen,
läßt unversehens eine Rirsche fallen.
8t. Peter war gleich dahinter her,
als wenn es ein goldener Apfel wär';
das Beerlein schmeckte seinom Gaum.
Der Herr nach einem kleinen Raum
ein ander Kirschlein zur Erde schickt,
wonach 8St. Peter schnell sich bũcbt.
S8o läßt der Herr ihn seinen Rücken
gar vielmal nach den Kirschen bücken.
Das dauert eine ganze Zeit;
da sprach der Herr mit LHeiterkeit:
„Tät'st du zur rechten Zeit dieh regen,
hätt'st du's bequemer haben mögen.
Woer geringe Dinge wenig acht't,
sich um geringere Mũühe macht.“
Johann Wolfgang v. Goetheo.
78. Die LHausrãte.
„Mie fangt Ihr's denn an, lieber Nachbar, daß Euer Hauswesen
so wohl bestellt ist, und man sieht doeh nichts Besonderes an Euch
und an dem, was bei Euch vorgeht? Wir andern arbeiten doch auch
und geben acht aufs Unsrige und halten es zu Rat, so gut es gehen
mag, und doch bettet's nicht.“ Der Nachbar antwortete: „Ieh wübte
nicht, was schuld dran sein sollte, es wären denn nur meine drei Haus-
rãte, denen ich wohl das alles zu verdanken habe.“ — „Eure drei
Hausrãte? Wer sind denn die?“ — „Der Haushund, der Haushahn
und die Hauskatze.“ — „Ihr spottetl — „Es ist mein barer Prnst;
denn seht, der Haushund bellt, wenn der Peind herbeischleicht, und
da heißt's denn: Aufgeschaut!“ Der Haushahn kräht, wenn der Tag
anbricht, und da heibt's denn: ‚Aufgestanden!“ Und die Hauskatze
putzt sich, wenn ein werter Gast sich naht, und da heibt's denn: „An-