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182. Der Suchs.
Klug-forschend äugeln sie umher, legen sich in die Sonne und beginnen
allernand Kurzweil. Das jüngste Söhnchen ist noch etwas täppisch.
Es fängt Grashüpfer und Käfer, zerzaust ihnen die Flügel, läßt sie
zappeln, schnäufelt daran umher, wirft sie weg und sehlägt dann und
wann einen linkischen Purzelbaum. Der Alte sieht eben nicht auf ihn.
Dessen Blicke sind auf die beiden anderen hoffnungsvollen Buben ge—
richtet, in denen das väterliche Talent sich mit sichtbarem Wobl-
gefallen wiedererkennt. Sie haben das leise horchendde Mäuschen er-
horeht und im Wettsprung gefangen. Mit mutwilliger Lust werfen sie
es der eine dem anderen zu, kneipen es hier, kneipen es da, bis sie,
des Spielzeuges satt, es dem jüngsten überlassen. Nun gilt's ein Nest
zu spüren, eine Grasmũücke zu beschleichen, den schlüpfrigen Prosch
zu packen, oder sie durehstöbern auch wohl ein Wespennest; denn wie
lecker sie immer sind, so vwill ihre lernbegierige Zunge doch nichts
unversueht lassen...
Da tritt auch die Mutter aus dem Erdgeschob, und der alte
Fuchs erinnert sich, dab es Zeit sei, die Pamilienszene zu beenden.
Er macht sich auf; allein er eilt mit Weile. Gelassen schlendert er,
den Schweif hofmännisch schleppend, dureh Busch und Kraut, immer
querfeldein. . . . Die rosigste Laune leuchtet aus seinem Angesicht; Ge-
danken, Bilder und Erscheinungen umschwirren ihn wie ein lustiges
Schneegestöõber. Unterdessen ist er mitten im VWaldbann. Er schleicht
langsamer, leiser, vorsichtiger. Der Abend haucht aus Halm und Blatt.
Die Bäume heben ihre Vipfel regungslos in die Stille, nur die Vogel-
kehlen sind noch laut. . . Reineke ist am Rande der Waldwiese an-
gekommen. Er lauscht. Die Blumen neigen ihre Kelehe, und da und
dort summt noch eine Biene. ...
Jetzt knackt es in den Zweigen. Der Fuchs spitzt das Ohbr: ein
Pfeifen läßt sich hören. Da tritt das Reh heraus, das Haupt keck
emporgerichtet, die Augen nach allen Seiten rollend. Wieder pfeift es,
und in schlankem Sprunge ist das Kälbehen der Alten zur Seite. . ..
Plötzlich hebt die Ricke den Kopf. Ihre Lichter funkeln, ein Zittern
fliegt über die FHlanken, sie macht ein paar Sprünge und stampft zornig
mit den Läufen. Es ist klar, sie hat den Räuber gewittert Der hat sich
herangestohlen, sacht, sacht, das Kit-lein unverrückt im Auge. Es gilt
einen kühnen Griff. Wenn ihm nur die Alte nicht soeben den Weg ver—
rannt hätte! Aber Reineke läßt sich nicht beirren; er tut, als sei er in
tiefen Gedanken. Träumerisch sinnend starrt er ins Blaue. Keine