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185. Auf dem Clefantenfang in Indien.
nach wenigen Minuten drängten sich gegen tausend Leute — denn auch aus den
entfernteren Dörfern waren Garos (Eingeborene) herbeigeströmt, um dem Fange
beizuwohnen — schwatzend, lachend und streitend um die Kheddah, in der unter
den Füßen der gefangenen, wie wahnsinnig herumtosenden und nach einem Aus—
weg suchenden Elefanten die künstlich eingepflanzten Bambus bereits zu Atomen
zermalmt waren. Siebenundzwanzig Dickhäuter waren erbeutet, Tiere in allen
Größen. Die Elefanten tobten in ihrem engen Gefängnis umher, daß man glauben
konnte, sie würden sich gegenseitig zerdrücken oder die ganze Kheddah auseinander
sprengen. Mehrfach versuchten sie, die Wände einzurennen. Sobald sie aber mit
ihren Köpfen gegen die Palisaden prallten, erhielten sie von außenstehenden Wächtern
Speerstiche in den Rüssel oder blinde Schüsse ins Gesicht, worauf sie sich brüllend,
pustend und fauchend zurückzogen. Stundenlang konnte ich dem Treiben der
ihrer Freiheit beraubten Könige der Wälder zuschauen. Abends herrschte im
Lager lauter Festesjubel, die Garos hatten sich Bambusflöten geschnitzt und
bildeten ein 200 Mann starkes Orchester; Raketen und Leuchtkugeln erhoben
sich zischend und puffend über die sonst so stillen Wälder der Wildnis, und von
der Kheddah herauf tönte das furchtbare Gebrüll der mit ihrem Schicksal
hadernden Gefangenen.
Es war eine Nacht, so eigenartig, so wunderbar, wie ich sie nie zuvor
verlebt habe. Von Schlaf war unter diesen Umständen natürlich nicht die Rede,
aber da die Nerven in beständiger Spannung und Erregung gehalten wurden,
fühlte ich mich trotzdem am folgenden Morgen vollkommen frisch, und schon
vor 6 Uhr ging ich mit Herrn Savi wieder zur Kheddah hinunter. Zwanzig
der stärksten unserer zahmen Elefanten, jeder seinen Mahaut und einen
mit langer Lanze bewaffneten Elefantenjäger auf dem Rücken tragend, wurden
in den Mund der Kheddah hineingetrieben und dieser durch eine schnell errichtete
Palisade geschlossen. Dann ward das Fallgatter geöffnet, und die zahmen
Elefanten traten zu ihren gefangenen Kameraden. Wütend fuhren einige der
letzteren auf die Eintretenden los, zogen sich indes, sobald sie einen Lanzenstich
in den Kopf oder Rüssel erhielten, heulend vor Wut und Schmerz zurück.
Merkwürdigerweise schienen sie die auf den Elefanten sitzenden Menschen gar
nicht zu beachten; denn kein einziger machte den Versuch, einen der Leute mit
seinem Rüssel zu ergreifen und herunterzuziehen, was ihnen jedenfalls, wenn sie
gewollt hätten, ein leichtes gewesen wäre.
Es waren jetzt gleichzeitig 47 Elefanten in dem nur 30 Schritt im Durch⸗
messer haltenden Kreise beisammen, so daß die Tiere sich kaum zu rühren ver—
mochten. In der Hauptsache kam es vorerst darauf an, die stärksten Bullen
abzusondern und zwischen zahme Elefanten einzukeilen. War das geschehen, so