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239. Apia.
Korallenriff, und vor uns lagen, zwischen Bäumen halb versteckt, die meisten
Häuser Apias, im Hintergrunde der sagenumwobene Vara-Berg, auf dessen Ab—
hang die Gebäude eines Klosters liegen.
Flaggen aller Völker, doch vorherrschend deutsche, flatterten lustig im
Morgenwinde. Es war nämlich ein Tag von geschichtlicher Bedeutung, an dem
ich Samoa betrat; es war der 1. März, der Jahrestag der feierlichen Hissung
der deutschen Flagge, welcher von allen Ansiedlern gleich freudig gefeiert wird
als der Tag der Einkehr von Ruhe und Frieden in diesem von der Natur so
reich bedachten Insellande. Von allen Seiten kamen nun auch die Boote, voran
das der Zollbehörde, getrieben von den kräftigen Armen samoanischer Ruderer,
welche, der kleinen deutschen Polizeitruppe zugehörig, mit ihrer kleidsamen, weißen
Uniform einen recht guten Eindruck machten. Die Zollprüfung richtet sich haupt—
sächlich auf Waffen, deren Einfuhr streng verboten ist, eine sehr berechtigte Maß—
nahme, um die endlich unter den Eingeborenen hergestellte Ruhe aufrecht zu
erhalten.
Die Straßen in und um Apia sind ebenso gut angelegt, wie vorzüglich
in Stand gehalten. Die Hauptstraße ist beinahe 2 km lang und läuft in
ihrer ganzen Länge, sich der natürlichen Gestaltung der Bucht anpassend, am
Strand entlang, auf beiden Seiten mit Häusern bestanden, welche durchweg
hübsch und niedlich gebaut, sauber gehalten, meistens mit dichtberankten, rings
um das Haus laufenden Veranden versehen und von gutgepflegten Gärten mit
riesigen Akazien, Brotfruchtbäumen und Palmen umgeben sind. An dieser Straße
befinden sich die Läden und Geschäftsräume der verschiedenen Handelshäuser, unter
denen die Deutsche Handels- und Plantagen-Gesellschaft die erste Stelle einnimmt.
Die Stadt Apia besteht aus vier verschiedenen Ortschaften, aus Matautu,
dem eigentlichen Apia, Matafale und Mulinuu, und zählt etwa zweitausend
Einwohner, von denen annähernd dreihundert Weiße, etwa ebenso viele Halbweiße
und einige Chinesen. Unter den Weißen ist die überwiegende Mehrzahl deutsch.
Man kann in Wia so ziemlich alles erhalten, was das Herz eines an
unsere Kultur gewöhnten Menschen begehrt, einschließlich der Ansichtspostkarten,
welche in sehr geschmackvoller Ausführung die märchenhaften Schönheiten Samoas
der Welt vor Augen führen. ..
Was besonders auffällt, ist die große Anzahl Kirchen, mindestens ein halbes
Dutzend, welche teils recht hübsch aus Korallenkalkstein gebaut, weniger einen
Beweis für den kirchlichen Sinn der Samoaner liefern, als vielmehr von der
beklagenswerten religiösen Zersplitterung zeugen. Auch mit Schulen ist Apia
reichlich gesegnet, von denen vor allem die deutsche, von zwei tüchtigen Lehrkräften
geleitete Privatschule erwähnt zu werden verdient. Hier wird der heranwachsenden