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240. Straßen und Verkehr zur Zeit der Großväter.
Frachtfuhrleute von altem Korn gaben ihren Arger laut kund, weil
nunmehr die Peinheiten des Gewerbes, die echten Lehr- und Meister-
geheimnisse überflüssig geworden seien; auf einer ebenen Steinstraße
könne jeder Schneider sein Fuhrwerk lenken, auf einer sehblechten,
buckligen Strabe voller Löcher und Pfützen zu fahren „sei noch eine
Kunst gewesen. Und das war nicht zu viel gesagt. Ein vornehmer
Reisender zerbrach auf einer Reise dureh Sachsen nicht weniger als
25 Wagenräder. Ein anderer nahm 12 Postpferde vor jeden Wagen
und 12 Bauern als Begleiter zum Stützen und nötigenfalls zum Heraus-
winden des Wagens, so oft er in eines der zahlreichen Löcher sank,
und doch legte er in sechs Stunden nur eine Meile Weges zurũck.
Trota dieser Ubelstände ging es, namentlich in den großen
Lãndermassen des Nordens, nur langsam mit der Herstellung der
neuen Strahßen vorwärts. Preußen erhielt 1787 die ersten Steinstraben,
und bloß für die Hauptlinien waren sie im ersten Viertel des 19. Jahr.
hunderts zur Durchführung gelangt. Hier galt jeder Neubau als eine
Art WVunderwerk, und Hunderte strömten zusammen „Wo Hügel ab-
getragen oder Täler duren Erddämme überbrückt wurden. Im all-—
gemeinen überwogen immer noch jene alten, krummen, breiten o0s
unwegsamen Landstraßen, dureh die der Wagen mit Mühbe von drei
oder vier Pferden geschleppt ward. Es gab darauf nur zu oft Stellen,
die wegen der sich dort wiederholenden Unfälle einen üblen Ruf
hatten; man nahte sich ihnen mit Angst und Beben und atmete
auf, wenn man glücklich vorüber war. Am schlimmsten sah es in
den weiten Sandgegenden und Heiden aus. Hier erblickte man die
Wege mit Pfählen bezeichnet, die bei Schneefällen als Wegweiser
dienten; um zur Nachtzeit möglichen Verirrungen vorzubeugen, waren
Leuchtfeuer angelegt, deren Beschädigung bei hoher Strafe ver—
boten war.
Eine besondere Unbequemlichkeit für die FPuhrleute und einen
nieht geringen Nachteil für die Pferde bildete daneben die verschiedene
Spurweite der Wagen, die in dem zerstückelten Deutsehland herrschto.
Zur Bezeichnung des Weges war wohl den Städten, Flecken und
Ortschaften die Baumpflanzung an den Seiten der Heerstraben zur
Pflicht gemacht, aber bei weitem noch nicht durcehgeführt; auech hatten
die Postbedienten auf die Fabrbarkeit der Wege zu achten und auf
Beseitigung der Mängel anzutragen, ohne dab dadureh eine gründliche
Besserung erzielt wurde.