Full text: [Teil 2 = Mittel- und Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Mittel- und Oberstufe, [Schülerband])

241. Ein Regenschirm. 
363 
einem Messingwalzwerk der Rheinprovinz stammt. Das Kupfer des 
Messings lieferte Peru, das Zink Belgien. Das Blei, mit dem die 
Zwinge ausgefüllt ist, erhielt man aus Colorado und das diesem zuge- 
setzte Antimon vom Ural. Die kleinen, eisernen Stiftehen, dureh welche 
die Zwinge am Stocke befestigt ist, wurden in einer Stiftfabrik in 
Schweden angefertigt, das bewegliche Gestell des Schirmes in Berlin aus 
Eisenteilen zusammengesetzt, die in einem Wal-- und Hüttenwerk im 
Saargebiet gewalzt waren. Die Pischbeinspitzen der Bügel des Gestells 
stammen von einem Walfsche, der bei Grönland von schottischen 
Walfischfängern gefangen und in London an den Markt gebracht war. Der 
Seidenstoff, mit dem das Gestell überspannt ist, ward in Chemnit- gewebt, 
Die Seide stammt aus China und war von einer Rohseidenhandlung 
in Krefeld gekauft. Die dem veidenstoffe beigewebte Baumwolle 
wucehs in Virginia in Nordamerika, ward in der englischen FPabrikstadt 
Bradford gesponnen und dureh Vermittelung eines Hamburger Hauses 
bezogen. Die Anilinfarbe, mit der der Stoff gefärbt ist, stellte eine 
grobe chemische Fabrik zu Höchst am Main aus einem Steinkohlenteer 
her, der rheinaufwärts von der Gasanstalt zu Köln gekommen war, in 
der man Gas aus Kohlen des Rubrgebietes gewinnt. Das Guwumi- 
bändehen, das den Überzug des geschlossenen Schirmes zusammenbält. 
fertigte Hannover aus einem Gummi an, der aus dem Innern Afrikas 
über Kamerun bezogen war, und der dem Bändehen eingewebte Hanf 
kam aus Manila. Den aus einem Eisenröhrehen zusammengebogenen 
Ring, duren den das Gummiband über einen Knopf gespannt vwird, 
stellte ein Kleineisenwerk Schlesiens her. Der Knopf für diesen Ring 
ward in Thüringen aus dem Horne eines Büffels gedreht, der in den 
Prärien Argentiniens erlegt war. Die aus Aluminiumbronze bestehende 
kleine Glocke, die über die Bügelspitzen des geschlossenen Schirmes 
geschoben wird, lieferte Wien, die Seidenschnur mit der Quaste, die um 
den Griff geschlungen ist, hatte man aus Paris bezogen. Es war dazu 
Seide verwendet, die in Lyon gesponnen und aus einer Rohseide ge- 
fürbt ward, die eine Seidenwurmzüchterei bei Mailand gewonnen hatte. 
Die Papphülsen, über welche die Köpfe der Seidenquaste gesponnen sind, 
waren aus einem Hol⸗faserstoffe hergestellt, den Hölzer aus den Waldungen 
der Pyrenãäen geliefert hatten. 
Man erwäge nun, weleh mannigfaltige Arbeiten erforderlich waren, 
um all' diese Rohbstoffe zu gewinnen, zu verarbeiten, heranzuschaffen 
und zur Pertigstellung des Schirmes zusammenzufügen. Es mubten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.