283. Die Schlacht bei Hemmingstedt. 17. Sebruar 1500.
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Der Plan ward den Dithmarschen verraten, und auf der Mitte des
Weges, unweit Hemmingstedt, an einer Stätte, die im Munde des
Volkes ,Dusenddüwelswarf hiet, ward unter der Pührung des Wulf
Isebrand eilig eine Schanze aufgeworfen, hinter der 1000 Mann des An-
griffs warteten. Die übrigen besetzten die anderen Straben und das
Innere des Landes.
In langem Zuge rückte am 17. Februar das Heer der Fürsten vor-
Vãrts, auf engem Wege, den auf beiden Seiten tiefe Gräben einschlossen,
bei ungünstigem Wetter, das in Tau und Regen umgesohlagen war und
die Straße bald zur bodenlosen Pfütze machte; eine Mahnung, bessere
Zeit abzuwarten, hatte kein Gehör gefunden; der König trieb zur Ent-
scheidung, und PFriedrich selbst vermochte keinen Aufschub zu er-
langen; man solle daran, es seien doch nur Bauern! Voran ging die
Garde, dann das Aufgebot der Städte und des Landes, zuletzt die
Ritterschaft und hinter ihr der lange Zug der Wagen und des übrigen
Drosses. Der Widerstand, auf den man stieb, war unerwartet, doch
suehte man ihn zu brechen. Man stürmte gegen die Schanze, man
suehte sie zu umgehen. Allein der weicehgewordene Marschboden, mit
zahlreichen Gräben durchschnitten, hemmte jede Bewegung; das nasse
Wetter machte den Gebraueh der Geschũütze fast unmõglieh. Ein erster
Ausfall aus der Schanze ward zurũekgesehlagen; die Dithmarschen wieder-
holten ihn; ein Haufe, 300 bis 400 an der Zahl, kämpfte mit der weit
überlegenen, aber dicht zusammengedrängten Garde. Schon wankte sie,
und viele waren gefallen, als bei einbrechender Flut die Sohleusen geöffnet
wurden und die Wasser höher stiegen. Nun lösten sioh die Reihen auf, die
vorderen drängten die hinteren Glieder, und eine allgemeine Verwirrung
brach ein. Aueh der Führer doer Garde ward erschlagen. Die Fürsten
Varen mit den Rittern zurück, und jede Fũhrung hörte auf. Seitwärts
Vurden die Scharen angegriffen und fast ohne Widerstand in die
Gräben gestohen. Die Ritter mit ihren schwergerüsteten Pferden
konnten nieht vom Platze ; man erstach die Rosse, und sie sanken mit
den Reitern hin; diese wurden mehr erstickt, zertreten, ertränkt als
erschlagen. Die eintretende Dunkelheit, verbunden mit Regen und
dehnee, erhöhte nur die Verwirrung. Nur wenige bahnten sieh über
die Leichen der anderen einen Weg. Es war eine der gröbten Nieder-
lagen „velehe die Geschichte dieser Zeiten kennt. Drei Stunden
reichten hin, um das glänzende Heer fast vollständig zu vernichten.
ßllüeklieher als vor hundert Jahren die Schauenburger, entkamen
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Norddeutsches Lesebhuch (Mittel⸗ u. Oberstufe).