Full text: [Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 3 = Oberstufe, [Schülerband])

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denn er ist zornig, aber doch bald wieder gut, und ich lerne viel bei 
ihm. Ihr könntet ihm einmal einen Schinken schicken, daß er mich nicht 
so arg plagt.“ 
So strichen die Monate hin, und eine besondere Herzstärkung sollte 
der Leutnant empfangen, als es im Winter in den Unterricht ging. 
Da machte er die Erfahrung des westfälischen Schulmeisters vom zer— 
brochenen Rädlein auch durch. Er hatte es so ziemlich aufgegeben, seine 
Schüler auf eine höhere Stufe der Wissenschaft zu bringen, als plötzlich 
sich die Wolken zusammenzogen — diesmal nicht auf der Stirn des 
Leutnants, sondern am Völkerhimmel — und wie ein Wetter aus 10 
heiterer Luft die Kriegserklärung im Jahre 1870 kam. 
Der Leutnant war zum Besuch bei seinen Eltern, als die Kunde 
eintraf. Hochklopfenden Herzens hörte der junge Mann die Botschaft. 
Am Abend vor dem Abschied nahm der alte Freiherr seinen Sohn, 
zeigte ihm die Bilder der Ahnen, sein Eisernes Kreuz aus dem Jahre 15 
1813 und noch ein Stück des Lorbeerkranzes, den er einst bei der Heim— 
kehr empfangen. „Nimm meinen Säbel mit, mein Sohn,“ sagte er 
und gab ihm das Gehänge, „und denke an deinen Vater, an König und 
Vaterland!“ Was die Mutter ihm sagte, das lag alles im Blick und in 
der segnenden Hand auf seinem Haupte. „Hab Geduld mit dir und ?0 
mit den Rekruten!“ sagte sie ihm noch ins Ohr. Er eilte zum 
Regiment. 
Auch zu unserm Westfalen kamen die Seinen, um Abschied zu 
nehmen. Sie hatten noch viel mitgeschleppt, so daß er reichlich unter die 
Kameraden verteilen konnte. Als aber der Trompeter das Signal zum 25 
Sammeln blies, da mußte geschieden sein, Eltern und Sohn küßten sich 
und weinten zusammen, und beim Scheiden sagte die Mutter leise: 
„Hermann, bete nur, daß du's recht machst vor Gott und Menschen und 
auch vor dem Leutnant! —— 
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Die Heimat lag schon weit zurück, über den Rhein war's ge— 
gangen, die ersten Siege waren erfochten, als die heißen Tage des 
14, 16. und 18. August auch unsere tapferen Reiter ins Feuer 
brachten 
Es war in der Schlacht bei Vionville. Es galt, die breite Lücke, 35 
die zwischen den Divisionen Buddenbrock und Stülpnagel eingerissen 
war, zu füllen und dem Stoße des Feindes zu begegnen. Und sie sausten 
heran, die Reiter, in geschlossenen Reihen wie Wetterwolken, ihre 
geschwungenen Säbel wie die zackigen Blitze zwischendrein, und hinein 
ging's in die französischen Regimenter. Das erste Karree wurde nieder— 
geritten, das zweite auch. Aber immer neue Scharen feindlicher 
Bataillone tauchten auf, und die Batterieen, durch die sie gedeckt waren, 
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