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Einst spottete ein Offizier darüber, daß Bauern bei einem
Rittmeister zu Tische säßen. „Wie sollte ich nicht die ersten
Wohltäter meines Lebens dankbar achten?" war seine Antwort.
„Eh’ ich des Königs Rittmeister wurde, war ich Kind!"
Der brave General v. Ziethen hörte von diesem Vorfalle und
bat sich selbst nach einiger Zeit mit mehreren Vornehmen bei dem
Rittmeister zu Gaste. Die Eltern des letztem wünschten dieses
Mal selbst, nicht am Tische zu erscheinen, weil sie sich verlegen
fühlen würden. Als man sich setzen wollte, fragte der General:
„Aber Kurzhagen, wo sind denn Ihre Eltern? Ich denke, sie
essen mit Ihnen an einem Tische?“ Der Rittmeister lächelte und
wußte nicht gleich zu antworten. Da stand Ziethen auf und holte
die Eltern selbst herbei. Sie mußten sich rechts und links an
seine Seite setzen, und er unterhielt sich mit ihnen aufs freund¬
lichste. Als man anfing, Gesundheiten auszubringen, nahm er sein
Glas, stand auf und sprach: „Meine Herren, es gilt dem Wohle
dieser braven Eltern eines verdienstvollen Sohnes, der beweist,
daß ein dankbarer Sohn mehr wert ist als ein hochmütiger Ritt¬
meister!"
Später fand der General Gelegenheit, dem Könige von der
kindlichen Achtung zu erzählen, welche der Rittmeister seinen
Eltern erwies, und Friedrich II. freute sich sehr darüber. Als Kurz¬
hagen einst nach Berlin kam, wurde er zur königlichen Tafel
gezogen. „Hör’ Er, Rittmeister," fragte der König, um seine Ge¬
sinnung zu erforschen, „von welchem Hause stammt Er denn eigent¬
lich? Wer sind Seine Eltern?“ „Majestät," antwortete Kurz¬
hagen ohne Verlegenheit, „ich stamme aus einer Bauernhütte, und
meine Eltern sind Bauersleute, mit denen ich das Glück teile,
das ich Ew. Majestät verdanke!“ — „So ist’s recht," sagte der
König erfreut, „wer seine Eltern achtet, der ist ein ehrenwerter
Mann; wer sie gering schätzt, verdient nicht geboren zu sein."
Pustkuchen-Glanzow.
78. Spuren der Sünde.
Ein frommer Nagelschmied Hatte einen ungeratenen Sohn, der ihm
ein Herzeleid nach dem andern machte. Jedesmal wenn er eine neue Sünde
von dem Sohne hörte, nahm er einen Nagel und schlug ihn in die
Tür. Da kam ein Nagel neben den andern, und zuletzt war die
Tür damit dicht besät. Davon hörte der Sohn in der Fremde, und
er schlug in sich und schrieb einen Brief voll Reue an den Vater. Da
zog der Nagelschmied den ersten Nagel heraus, und jedesmal, wenn er
wieder etwas Gutes von seinem Sohne hörte, zog er einen Nagel
heraus. Nach Jahren kehrte der Sohn als ein braver Mann heim; er