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Händen und versorgte sie mit Arzneien. Den verlassenen Waisen war sie
eine liebreiche Mutter, den Sterbenden ein tröstender Engel. Die Kirchen
schnliickte sie mit köstlichem Gerät und die Diener der Kirche mit schönen
Gewändern. Auf ihre Bitte gründete Heinrich I. das Nonnenkloster zu
Trebnitz. Es wurde so reichlich ausgestattet, daß es tausend Personen
mit allen: Notwendigen versehen und daneben noch Hunderte von Fremden
beherbergen und verpflegen konnte.
Viel tat Hedwig auch im Verein mit ihrem Gemahl für den besseren
Anbau des Landes und für die Veredelung der Sitten. Zahlreiche
deutsche Ansiedler kamen auf ihren Ruf in das Land, und die von ihnen
gegründeten Ortschaften erfreuten sich bedeutender Vorrechte.
Bewunderungswürdig war Hedwigs Gottergeben heit irr den vielen
Prüfungen, welche der Herr über sie verhängte. Als ihr Lieblingssohn
Heinrich II, im Jahre 1241 in der Tatarenschlacht bei Wahlstatt gefalle::
war und ihr die Trauernachricht gebracht wurde, sprach sie: „Es ist
Christenpflicht, alles geduldig zu ertragen, was der Herr uns schickt^ sein
Wille geschehe!"
3. Hedwig starb an: 15. Oktober 1243. Einige Jahre nach ihren: Tode
wurde die fronnne Fürstin von der Kirche heilig gesprochen. Ihre Ge¬
beine ruhen in der Klosterkirche zu Trebnitz unter einem Grabmal von
schwarzen: Marmor, das mit Alabaster reich verziert ist. Dorthin wall¬
fahrten jährlich Tausende, um an den: Grabe der Landespatronin von
Schlesien zu beten. Nach Joseph Scholz u. a. <Zur Geschichte der katholischen Kirche.)
88. Breslau.
1. Wer aus der Stille des Landlebens konunt, kann sich nur schwer
in dem Leben und Treiben einer großen Stadt wie Breslau zurecht-
finden. Auf den: Bürgersteige gelangt man unter der Menge nur mit
Mühe vorwärts. Droschken rollen auf den Straßen. Die Hupe der
Autoiuobile mahnt zur Vorsicht. Aus der Querstraße fährt ein Wagen
der elektrischen Bahn mit hellen: Geläute vorüber. Rollwagen, Hand¬
wagen, Frachtwagen werden geschickt durch die Straßen geleitet. Da¬
zwischen ertönt die Glocke des Radfahrers. Eine Abteilung Soldaten
nmrschiert zur Wache. Mit durchdringendem Geläute kündigt sich ein
Zug der Feuerwehr au, der zu einen: Schadenfeuer gerufen ist. Arbeiter
reißen das Pflaster auf, um eine der vielen Rohrleitungen auszubessern.
Diese durchziehen die Stadt von den: großen Wasserhebewerke oder von
den Gasanstalten her oder nach den Schwemnikanälen zu wie ein unter¬
irdisches Netz. Die Wasserleitungen und Gasröhren verzweigen sich links
und rechts in die Häuser, so daß selbst in den obersten Stockwerken
Wasser und Gas stets zur Hand sind. Hunderte von Drähten überspannen