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Trebbin sich eine neue Pfeife- stopfte, betrachtete Engel die bereits
in gerader Flucht in die Pflanzlöcher gesetzten Baumpfähle aus
Kiefernholz. Sauber geschält und am oberen Ende abgekantet,
waren sie an der Stelle, die ungefähr in der Höhe des Lochrandes
lag, angebrannt, um vor Fäulnis geschützt zu sein.
Als Trebbin wieder herankam, fragte er ihn, wie nun beim
Pflanzen der Bäumchen zu verfahren sei. Dieser antwortete: „Zwei
Leute müssen wenigstens dabei sein; mir hilft mein Fritz. Einer
hält den Baum gegen den Pfahl, dann wird eine Latte quer über
das Pflanzloch gelegt und der Wurzelhals etwa 5—6 cm darüber
gehalten. Unten in die Ecken des Pflanzloches kommt dann die
schlechteste Erde, die Wurzeln aber werden sorgfältig mit der Hand
in den besten Boden gebettet. Man darf ihn dann aber nicht etwa
festtreten, weil dabei die Wurzeln zerknickt würden; diese müssen
vielmehr reichlich mit Wasser eingeschlämmt werden. Bilden sich
dann noch Löcher, so werden sie wieder mit der Hand sorgfältig
ausgefüllt. Zuletzt wird der Baum durch ein Band so lose am Pfahl
befestigt, daß er dem allmählich nachsinkenden Boden folgen kann.
Das Festtreten der Erde, das man immer noch wieder beobachten
kann, ist ebenso unvernünftig wie das Festschlingen des frischge¬
pflanzten Baumes.“
5. „Alles recht schön und gut, lieber Trebbin, aber du steckst
doch ein gut Stück Geld in die Sache. Ich rechne, daß du wenig¬
stens fünf Jahre warten mußt, bis das angelegte Kapital Zinsen
bringt.“ — „Lieber Freund,“ sagte lächelnd Trebbin, „wir Landwirte
müssen immer an die Zukunft denken und zufrieden sein, wenn wir
nur nach Jahren die Früchte unsrer Arbeit ernten. Ich hab's genau
berechnet: Gibt Gott seinen Segen dazu, dann komme ich in Jahr
und Tag doppelt und dreifach auf die Kosten, und mein Sohn wird
noch jahrzehntelang da ernten, wo ich gepflanzt habe.
Paul Gl'Othe. (Originalartikel.)
113. Der Kirschbaum im Mai.
1. Schau über dich und sieh das Wunder im Geäste des Kirsch¬
baums, der unsern Garten sreundlich schmücken hilft! Er ist eingehüllt
in weißen Blütenschnee- kaum daß ein dunkles Ästchen zu sehen ist oder
eins der grünen Blättchen, die fast gleichzeitig mit den Blüten aus den
Blattknospen hervorbrechen. Welche Pracht tut sich dir da aus! Noch vor
wenigen Tagen war keine Blüte aufgebrochen- noch fest geschlossen waren
die grünschimmernden Knospen. Aber ihre Schwellung verriet uns, daß
etwas im Werke, war, daß etwas heraus sich drängen wollte zum Lichte
des Frühlings. Über Nacht sind die Knospen gesprungen, und der warme
Strahl der Morgensonne öffnete sie weit und herrlich.