Gustav Adolf landet.
117
den wachte er strenge, daß sich nichts Katholisches einschleiche, verbot
bei Todesstrafe bei den Jesuiten zu studieren und ließ deßwegen einen
Beck, Kamparius und Anthelius hinrichten. Der Universität Upsala gab
er eine neue und bessere Ordnung und errichtete mehrere Gymnasien;
er bewies dadurch, daß er das höhere Schulwesen verstand. Er besaß
auch wirklich eine Bildung, welche die anderer Fürsten überragte; er
sprach lateinisch, deutsch, holländisch, italienisch und französisch. Die Re-
gierungskunst verstand er trefflich und hob die Königsmacht trotz einem
Richelieu und dem spätern Finanzminister Kolbert. Adel und Geistlich¬
keit wußte er zu beugen; dem Reichstage nahm er die Initiative, d. h.
das Recht, Gesetze zu berathen und dem Könige vorzulegen, und den Aus¬
schuß des Reichstags verwandelte er aus einem ständischen permanenten
Ausschüsse in königliche Ministerien. Durch Handelsgesetze wollte er Han¬
del und Industrie befördern, die Rohausfuhr der Metalle verhindern und den
Kredit heben; er gründete sogar ein Zwangsarbeitshaus. Zu allem dem
war er ein vortrefflicher Soldat, persönlich tapfer und wird von Napo¬
leon I. unter den großen Feldherren der Weltgeschichte aufgeführt. (Ale¬
xander, Hannibal, Cäsar, Gustav Adolf, Turenne, Prinz Eugen, Frie¬
drich der Große, Napoleon.) Er konskribierte aber' in dem menschen¬
armen Schweden gleich dem Helden des 19. Jahrhunderts und dadurch
und den Steuerdruck erregte er in Schweden eine gefährliche Gährung,
in Dalekarlien sogar einen Aufstand unter der Anführung eines Schnei¬
ders. Diese Art, sich ein Kriegsheer zu schaffen, legte Vortheile in seine
Hand, welche anderen Feldherren, die geworbenes Kriegsvolk komman¬
dierten, nicht zu Gebote standen. Seine schwedischen Soldaten waren
keine freiwilligen Söldner, sondern Unterthanen des Königs und durch
den Gehorsam gegen das königliche Gebot zu den Fahnen gerufen. Da¬
her war es ihm möglich eine strenge Disciplin einzuführen; er stellte
eigene Kriegsartikel auf und errichtete ein förmliches Kriegsgericht, das
über Fehler gegen Disciplin und Subordination strenge aburtheilte. Er
hielt im Felde scharfe militärische Polizei und erlaubte das bestialische
Leben nicht, das bereits in den meisten Heeren jener Zeit herrschend war.
Der protestantische Gottesdienst wurde genau abgehalten und Gustav Adolf
nahm selbst Antheil; dies und die Armuth, in welcher seine Schweden
aufgewachsen waren, machten es ihm möglich ein Musterheer aufzustellen,
das von den Bauern und Bürgern als Erretter ausgenommen wurde,
wenn es andere Heere ablöste; doch verlor es diese Auszeichnung, als
es in Deutschland reiche Beute machte und mit noch mehr deutschen
Söldnern gemischt wurde, als es schon bei der Landung zählte (40
Kompagnieen). Als Taktiker schuf der Schwedenkönig das ganze bis¬
herige System um; er theilte sein Heer in kleinere Abtheilungen als bisher
üblich war, und machte es dadurch gegliederter und lenksamer. Besondere