90. Der nordamerikanische Freiheitskrieg. 1775—1783. 303
leiters bekannte Buchdrucker Benjamin Franklin. Die Engländer
nahmen deutsche Truppen in Sold, namentlich Hessen. Braunschweiger
und Waldecker, und schickten sie nach Amerika zum Kampfe gegen die
Kolonisten. Da erklärten am 4. Juli 1776 die 13 Kolonien ihre
Unabhängigkeit von England (Kongreß zu Philadelphia). Washington
bildete unter großen Schwierigkeiten ein Heer aus Freiwilligen, das
zwar anfangs den geübten englischen Truppen nicht gewachsen war, dann
aber große Erfolge errang. Bald darauf brachte Benjamin Franklin,
einer der größten Staatsmänner seiner Zeit, der von 1776—1785 Ge¬
sandter am französischen Hofe war, ein Bündnis mit Ludwig XVI.
von Frankreich zustande, dem auch bald Spanien und Holland bei-
traten. Ein französisches Hülfsheer erschien in Nordamerika, und zahl-
reiche junge französische Ebelleute, darunter der Marquis von Lasayette,
beseelt von dem ungestümen Drange, ihr Gut und Blut dem ameri-
kanischen Freiheitsgedanken darzubringen, verließen ihr Heimatland und
schifften sich nach Amerika ein. Seitdem wurde der Krieg auch zur
See geführt und verbreitete sich nach West- und Ostindien, Afrika und
Spanien. Zur See behielten die Engländer die Oberhand, und
Gibraltar verteidigte sich unter Elliots glänzender Führung mit seltener
Tapferkeit gegen die Belagerung der Franzosen uud Spanier. In
Nordamerika aber gelang es Washington, ein englisches Heer bei
Aorktown an der Virginischen Küste einzuschließen und zur Uebergabe
zu zwingen. Damit war der Krieg in Amerika zu Ende. Im Frieden
zu Versailles erkannte England die Unabhängigkeit der drei-
zehn Vereinigten Staaten an.
Hannover titib der amerikanische Freiheitskrieg. Als im Jahre 1775
der Unabhängigkeilskampf der nordamerikanischen Kolonien gegen ihr eng-
lisches Mutterland begann, kam es König Georg III. darauf an, möglichst zahl-
reiche Truppen nach Amerika entsenden zu können. Er nahm daher fünf seiner kur¬
hannoverschen Bataillone in Sold, bestimmte sie für Gibraltar und ließ eben-
soviele englische Regimenter von dort nach Amerika einschiffen. Die Spanier, unter-
stützt von Frankreich, wollten durchaus Gibraltar gewinnen und die Engländer für
immer von ihrer Halbinsel vertreiben. Die Festung wurde von der Seeseite aus
durch schwimmende Batterien jahrelang belagert, aber nicht zu Falle gebracht. Bei
der tapferen Verteidigung haben sich die hannoverschen Soldaten rühmlichst hervor-
getan. 1784 kehrten sie nach fast zehnjähriger Abwesenheit zurück und landeten bei
Geestendorf an der Wesermündung, wurden in ihren Garnisonen Verden, Nienburg
und Hameln ehrenvoll empfangen und erhielten als besondere Auszeichnung den
Ehrennamen „Gibraltar-Bataillone". Als äußeres Zeichen trugen sie an der
Bärenmütze ein Blechschild und auf dem rechten Aermel ein blaues Band mit der
Inschrift „Gibraltar". — Unser Kaiser hat im Jahre 1901 bestimmt, daß die
jetzigen hannoverschen Infanterie-Regimenter Nr. 73 (Hannover), Nr. 79 (Hildes¬
heim) und das hannoversche Jägerbataillon Nr. 10 (Goslar) die Erinnerungen an
die ehemaligen Gibraltar-Bataillone lebendig erhalten sollen. Demgemäß tragen
auch sie jetzt an Helm und Aermel die Inschrift ,,Gibraltar".
3. Die Verfassung der Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Der neue Staat nahm die Form einer Bundesrepublik an. An
der Spitze steht ein auf vier Jahren gewählter Präsident, ihm zur
Seite der Kongreß, der sich aus zwei Häusern, einer Vertretung der
Bundesstaaten (Senat) und einer gewählten Volksvertretung (Repräsen-
tantenhans) zusammensetzt. Washington, der sich nach dem Frieden
auf sein Landgut zurückgezogen hatte, wurde 1789 zum ersten Präsi-