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ihr aber durch 3 Meeresstraßen (Peene, Swine und Dievenow) ver- 
Kunden ist. Die wichtigste derselben ist die mittlere, Usedom und 
Wollin scheidende Swine. Oberhalb der Odermündung liegt Stettin 
(92 000 Einw.), Hauptstadt der preußischen Provinz Pommern und 
wichtigste Seehandelsstadt des preußischen Staates (große Wersten!). 
Stettin ist der Hafen von Berlin und der Ausfuhrhafen für die land- 
wirtschaftlichen Erzeugnisse eines großen Teiles von Pommern, Posen 
und Schlesien. Eingeführt werden die in der Ostsee gefangenen Fische 
(Heringe, Aale, Bricken?c.), Die größeren Seeschiffe kommen nicht 
bis Stettin, sondern bleiben in Swinemünde*) auf Usedom oder 
werden daselbst geleichtert. 
Die Ostsee oder das baltische Meer ist durch die jütische Halb- 
insel von der Nordsee getrennt, durch den Sund, den großen und 
kleinen Belt und das Kattegat mit ihr verbunden. Sie bedeckt einen 
kleineren Flächenraum, als die Nordsee. Ihre Tiefe ist sehr verschieden 
(5—250 m), im ganzen immer noch geringer als die der Nordsee. 
Der Salzgehalt des Wassers ist sehr gering. Grund für diese Er- 
scheinung ist die große Menge süßen Wassers, welche der Ostsee durch 
zahlreiche Flüsse zugeführt wird. Der geringe Salzgehalt erklärt das 
leichte Gefrieren. Schon Mitte Dezember bilden sich an den Küsten 
breite Ränder von Eis, welche sich bald über die schmäleren Buchten 
und Kanäle ausdehnen und monatelang alle Schiffahrt hemmen. In 
besonders kalten Jahren frieren auch größere Teile vollständig zu. 
Ebbe und Flut kennt man in der Ostsee nicht; wohl aber wird das 
Wasser durch anhaltende Nordwest-Winde zuweilen zum Steigen ge- 
bracht (Sturmflut von 1872). Der häufig eintretende, von heftigen 
Stürmen begleitete Wechsel der Winde bringt den Schiffern oft große 
Gefahr. Dessenungeachtet ist die Schiffahrt sehr lebhaft; Dampfer 
und Segelschiffe kreuzen die Ostsee nach allen Richtungen. Die User 
der Ostsee ragen im Gegensatz zu denen der Nordsee fast überall so 
hoch über den Wasserspiegel, daß sich Eindeichungen als unnötig er- 
weisen. Im Osten findet längs der Küste eine starke Dünenentwicke- 
lung statt, indem die vorherrschenden West- und Nordwestwinde den 
vom Meere ausgeworfenen, an der Luft getrockneten feinen Sand land- 
einwärts wehen und zu Hügeln (Dünen) aufwerfen. Eigentümlich sind 
der deutschen Ostseeküste die Haffe. Es sind Süßwasserseen, welche 
den Flüssen als Sammelbecken vor der Mündung dienen und von der 
See durch schmale Landzungen (Nehrungen), wie bei dem kurischen 
und dem frischen Haff, oder durch Inseln (so bei dem pommerschen 
Haff) getrennt sind. 
Politisch betrachtet umfaßt das Gebiet der Niederoder einen 
Teil der russischen Provinz Polen, die preußische Provinz 
Posen und den nordöstlichen Teil der preußischen Provinz Bran- 
denburg. 
preußische Provinz Posen besteht aus Teilen des ehemaligen Königreiches 
Polen, die Ende des vorigen Jahrhunderts zu Preußen kamen. Zur Zeit der 
preußischen Besitznahme gewährte das Land einen traurigen Anblick; ödes Sumpf- 
') Dieser wichtige Vorhafen ist an Stelle Stettins jetzt stark befestigt.
	        
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