Full text: [Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband])

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62. Erlkönig. 
8. Und wenn euch, ihr Kinder, mit treuem Gesicht 
Ein Vater, ein Lehrer, ein Aldernlann spricht, 
So horchet und folget ihm pünktlich! 
Und liegt auch das Zünglein in peinlicher Hut, 
Verplaudern ist schädlich, verschweigen ist gut; 
Dann füllt sich das Bier in den Krügen. 
Johann Wolfgang von Goethe. 
62. Erlkönig. 
1. Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? 
Es ist der Vater mit seinem Kind; 
Er hat den Knaben wohl in dem Arm, 
Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm. 
2. „Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?" " 
„Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht, 
Den Erlenkönig mit Krön' und Schweif?" — 
„Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif." — 
3. „Du liebes Kind, komm, geh mit mir! 
Gar schöne Spiele spiel' ich mit dir; 
Manch bunte Blumen sind an dem Strand; 
Meine Mutter hat manch gülden Gewand." — 
4. „Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht, 
Was Erlenkönig mir leise verspricht?" — 
„Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind; 
In dürren Blättern säuselt der Wind." — 
5. „Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn? 
Meine Töchter sollen dich warten schön; 
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn 
Und wiegen und tanzen und singen dich ein." — 
6. „Mein Vater, mein Vater, und siehst dir nicht dort 
Erlkönigs Töchter am düstern Ort?" — 
„Mein Sohn, mein Sohn, ich seh' es genau; 
Es scheinen die alten Weiden so grau." — 
7. „Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt; 
Und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt." — 
„Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er nlich an! 
Erlkönig hat mir ein Leids gethan!" —
	        
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