325
gar nicht, was er sagen sollte, dachte aber: „Einen solchen Koch
könntest du in deiner Wirtschaft wohl brauchen.“ Der Schreiner
und seine Gesellschaft waren lustig bis in die späte Nacht; endlich
aber legten sie sich schlafen, und der junge Gesell ging auch zu Bett
und stellte sein Wunschtischchen an die Wand. Dem Wirte aber
ließen seine Gedanken keine Ruhe; es fiel ihm ein, daß in seiner
Ruͤmpelkammer ein altes Tischchen stände, das gerade so aussähe.
Das holte er ganz sachte herbei und vertauschte es mit dem Wünsch⸗
tischchen. Am andern Morgen zahlte der Schreiner sein Schlafgeld,
packte sein Tischchen auf, dachte gar nicht daran, daß er ein falsches
hätte, und ging seiner Wege. Zu Mittag kam er bei seinem Vater
an, der ihn mit großer Freude empfing. „Nun, mein lieber Sohn,
was hast du gelernt?“ sagte er zu ihm. „Vater, ich bin ein
Schreiner geworden.“ „Ein gutes Handwerk,“ erwiderte der Alte,
„aber was hast du von deiner Wanderschaft mitgebracht?“ „Vater,
das Beste, was ich mitgebracht habe, ist das Tischchen.“ Der
Schneider betrachtete es und sagte: „Daran hast du kein Meisterstück
gemacht; das ist ein altes und schlechtes Tischchen.“ „Aber es ist
ein Tischchen deck dich,“ antwortete der Sohn; „wenn ich es hin—
stelle und sage ihm, es solle sich decken, so stehen gleich die schönsten
Gerichte darauf und ein Wein dabei, der das Herz erfreut. Ladet
nur alle Verwandten und Freunde ein, die sollen sich einmal laben
und erquicken; denn das Tischchen macht alle satt.“ Als die Ge—
sellschaft beisammen war, stellte er sein Tischchen mitten in die Stube
und sprach: „Tischchen, deck dichl“ Aber das Tischchen regte sich
nicht und blieb so leer wie ein anderer Tisch, der die Sprache nicht
versteht. Da merkte der arme Geselle, daß ihm das Tischchen
vertauscht war, schämte sich, daß er wie ein Lügner dastand, und
die Verwandten lachten ihn aus und mußten, ohne zu trinken und
zu essen, wieder heimwandern. Der Vater holte seine Lappen wieder
herbei und schneiderte fort; der Sohn aber mußte bei einem Meister
in die Arbeit gehen.
II.
Der zweite Sohn war zu einem Müller gekommen und bei ihm
in die Lehre gegangen. Als er seine Jahre herum hatte, sprach der
Meister: „Weil du dich so wohl gehalten hast, schenke ich dir einen
Efel von einer besonderen Art; er zieht nicht am Wagen und trägt
auch keine Säcke.“ „Wozu ist er denn nütze?“ fragte der junge
Gefelle. „Er speit Gold,“ antwortete der Müller; „wenn du ihn
auf ein Tuch stellst und sprichst: Bricklebrit! so speit dir das gute
Tier Goldftuͤcke aus.“ „Das ist eine schöne Sache.“ sprach der
Geselle, dankte dem Meister und zog in die Welt. Wenn er Geld
nötig hatte, brauchte er nur zu seinem Esel „Vricklebrit“ zu sagen,