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uub obersten Hauptmann" ein, der „mit Gottes Hülfe die Mark
aus ihrer jammervollen Lage erretten" sollte.
Friedrich war einer der trefflichsten Fürsten seiner Zeit.
Seine Gerechtigkeit und Leutseligkeit gewann ihm bald die
Herzen des Volkes in dem neuen Lande; seine Tapferkeit warf
die trotzigen Raubritter zuboden. Beim Kampfe gegen diese
Friedensstörer bediente er sich einer gewaltigen Donnerbüchse,
welche die Bauern die „faule Grete" nannten, weil sie schwer
vom Fleck zu bringen war. Die pflanzte er vor den Raub¬
schlössern auf und zerschmetterte mit ihren Kugeln die starken
Mauern. So bezwang Friedrich die Widerspenstigen und ver¬
schaffte dem Lande Ruhe und Sicherheit. Für diese Verdienste
verlieh ihm nun der Kaiser die Mark als erbliches Eigentum.
Dies geschah im Jahre 1415 auf der großen Kirchenversamm¬
lung zu Kostnitz. Hier wurde Friedrich von Hohen-
z ollern feierlich zum Kurfürsten von Brandenburg
erhoben.
Mit diesem Friedrich I. beginnt die Reihe der Kurfürsten
aus dem hohenzollernschen Hause. Es regierten ihrer nach ein¬
ander zwölf, und die Herrschertüchtizkeit war so hervorragend,
ihr landesväterliches Walten so gesegnet, daß mehrere von ihnen,
teils wegen ihrer Kraft, teils wegen ihrer Weisheit die ehren¬
vollsten Beinamen erhielten. Unter dem fünften derselben, dem
Kurfürsten Joachim I., erwachte von neuem die Raublust des
Adels. Und da er diesem Unwesen streng entgegentrat, drohten
ihm die Raubritter: „Jochimke, Jochimke, hüte dy, fange wy dy,
so hange wy dy." Er aber ließ sich nicht einschüchtern, auch als
sie ihm wirklich nach dem Leben stellten; durch bewaffnete Reiter
ließ er vielmehr die Landbeschädiger aufgreifen und hinrichten.
Mit großem Eifer sorgte der kräftige Fürst für die Wohlfahrt
und Bildung seines Volkes. Der Kurfürst Johann Sigis¬
mund erwarb durch Erbschaft das Herzogtum Cleve am Nieder¬
rhein nebst Mark und Ravensberg in Westfalen, sowie im
Osten das Herzogtum Preußen. Andra.
249. Der große Kurfürst (1640—1688).
Auf Johann Sigismund folgte sein Sohn Georg
Wilhelm als Kurfürst von Brandenburg. Der war der
einzige unter den Hohenzollern, dem es an Herrscherkraft und
Einsicht fehlte, wie sie zumal eine schwere Zeit erforderte. So
geriet das Land durch den dreißigjährigen Krieg, der wäh¬
rend seiner Regierung wütete, in tiefe Not und Zerrüttung.
Zum Glück folgte dem schwachen Vater ein ausgezeichneter Sohn.
Das war Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst,
welcher als der eigentliche Gründer der brandenburgischen