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zeichen, so wird der Kranke in ein etwas erwärmtes Bett
gelegt und mit trockenen, wollenen Tüchern gerieben.
3) beim Erhängten. Dieser muß von seinen Ban¬
den augenblicklich gelöst, entkleidet und in ein Bett ge¬
bracht werden. Man reibe ihn mit warmen, wollenen
Tüchern, sprenge ihm kaltes Wasser ins Gesicht, und
blase ihm frische Luft ein.
4) beim Erstickten.*) Man bringe ihn ungesäumt in
frische, reine Luft, wasche ihn mit kaltem Wasser, und
halte ihm starkriechende Sachen unter die Nase. — Wer
vom Blitze getroffen ist, wird am besten in eine Grube
gelegt, bis ans Gesicht mit frischer lockerer Erde bedeckt,
und dann behandelt wie ein Erstickter.
5) bei dem, der in schwerer Ohnmacht liegt. Man
halte ihm Essig oder andere starkriechende Sachen unter
die Nase, wasche ihn mit Branntwein, und schlage ihm
in kaltes Wasser getauchte Tücher um den Leib.
6) beim Vergifteten. Ist das Gift (Wurst- oder
Käsegift; von Pflanzen, siehe Giftpflanzen und giftige
Schwämme; von mineralischen Körpern, siehe die Me¬
talle**) erst eben in den Körper gekommen, so suche man
den Kranken zum Erbrechen zu bringen, was in Erman¬
gelung eines Brechmittels durch eine in Oel getauchte
Feder geschehen kann, die man im Halse auf- und abfah¬
ren läßt. Hat aber das Gift Magen und Gedärme an¬
gegriffen, oder treten schon die verderblichen Wirkungen
desselben sichtbar hervor, so muß lauwarmes Wasser, süße
Milch, Oel, Seifenwasser, starker Kaffee mit Citronen-
saft u. dgl. in Menge genossen werden.
7) Hat Jemand scharfe oder spitze Sachen verschluckt,
die noch im Schlunde stecken, dann gebe man ihm Schnupf¬
tabak zum Niesen, und warmes Wasser, Oel oder andere
Brechmittel zu trinken.
*) Von den gefährlichen Wirkungen der Stickluft und fircn Luft
siehe Seite 259.
**) Obwol im preußischen Staate der Verkauf von solchen Spiel¬
zeugen und Eßwaaren, welche mit giftigen Farben bemalt sind,
ausdrücklich verboten ist, so findet dieser unheilvolle Mißbrauch
leider noch häufig statt. Metallgeld, Schaumsilber, mehrere
rothe, gelbe, blaue, grüne und weiße Farben haben die nach-
ibeiligsten Folgen für die Gesundheit, weßhalb Kinder vor dem
Genüsse dieser Sachen mit Nachdruck gewarnt werden müssen.