Judäa, welches von 321—203 den Ptol emäern in Ägypten gehorcht,
aber im Jahre 203 sich freiwillig an die Seleuciden in Syrien angeschlossen
hatte, erlangte durch den Kampf, welchen die Hasmonä'er oder Makkabä'er
von 167 - 140 gegen Syrien führten, seine Freiheit. Der Makkabäer Simon,
vom jüdischen Volke zum Hohenpriester und obersten Feldherrn erwählt, führte
den Titel „Ethuarch" nnd hatte, nachdem er 135 von seinem Schwiegersöhne
Ptolemäns meuchlings getötet worden war, seinen Sohn Johannes H y r-
ka^nus (135—106) zum Nachfolger. Nach Johannes Hyrkanns regierten in
Judäa hintereinander dessen Söhne Judas Aristo'bulns I (106—105) und
Alerander Jannä'us (105—78). Des Letzteren Wittwe Salo'me, welche
griechisch Alera'ndra heißt, regierte von 78—69 statt ihrer minderjährigen
Söhne Hyrkanns II uud Arist obulus II. Kaum war Salo me tot (69),
so erhob sich ein heftiger Kampf zwischen den Brüdern, die beide von den Römern
Hilfe begehrten. Gn. Pompe'jus eroberte im Jahre 63 an der Spitze eines
römischen Heeres Jerusalem und ernannte den Hyrkanus zum Hohen¬
priester und zinspflichtigen Ethnarchen; Aristobnlus II und seine beiden
Söhne mußten dem Pomp ejus nach Rom folgen. Durch die Schwäche des
Hyrkauus kam bald alle Gewalt in die Hände eines von Cäsar begünstigten
Jdnmä'ers, Anti'pater, dessen Sohn Herodes im Jahre 40 vor Christi Geburt
vou den römischen Trinmvirn zum Könige von Judäa ernannt wurde. Nach¬
dem dieser am Schlüsse des zweiten oder mit Beginn des dritten Lebensjahres
Christi, d. i. im Jahre 5 oder 4 vor der christlichen Zeitrechnung*) gestorben
war, teilte der römische Kaiser Augustus das Land unter dessen drei Söhne,
aber schon nach zehn Jahren (i. I. 13 der christl. Zeitrechnung) wurde es mit der
römischen Provmz Syrien vereinigt und von eigenen Prokuratoren (Land¬
pflegern) regiert, welche znCäsare'a Palasti'nä residierten. Die Zerstörung
Jerusalems und die Zerstreuung der Juden in alle Welt s.S. 33 n. 34.
§ 6. Are Kultur des hellenistischen Zeitraumes.
Aurch die von Alexander dem Großen angebahnte Verbindung
des Morgen- und Abendlandes wurden griechische Bildung und
Sprache über den ganzen Orient verbreitet, erlitt aber bei ihrer
Verschmelzung mit Bildung und Sprache des Orients eine tiefgehende
Umgestaltung. Man nennt die Bildung, welche auf diesem Wege
erreicht worden ist, zum Unterschiede von der echt hellenischen die
hellenistische oder auch die alexaudrinische, letzteres deshalb,
weil sie vou Alexander herbeigeführt wurde und in Alexandria ihren
Hauptsitz hatte. — Die Religion sank durch die Vermischung der ver¬
schiedensten Volksreligionen so tief, daß Unglaube und orientalischer
Aberglaube allgemein herrschten. — Die Verfassung in den orientalischen
Staaten blieb despotisch, unterschied sich aber von der früheren
orientalischen dadurch, daß die Herrscher allen Unterthanen Gleichheit
des Rechts gewahrten und die Förderung des Gemeinwoles als ihre
Aufgabe ansahen. — Die Wissenschaft gewann durch die Unter¬
stützung, welche ihr die Herrscher angedeihen ließen, und durch die
Erweiterung des Gesichtskreises bedeutend an Umfang, wandte sich
aber vorwiegend der praktischen Richtung zu. a) Die Philosophie,
deren Hauptsitz Athen blieb, erhielt durch den Verfall aller Reli-
*) Die christliche Zeitrechnung beginnt, wie nunmehr ziemlich allgemein ange¬
nommen wird, nicht mit dem Geburtsjahre, sondern mit dem siebenten
Lebensjahre Christi.