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148.
Die besten Freunde.
Von Butschky.
Wohlbebautes Nosenthal iu sechshundert Betrachtungen. Nürnberg 1679.
Der Welt Liebhaber ist einem Menschen gleich, der drei Freunde
hatte und den einen mehr als stch selbst, den andern wie sich selbst,
den dritten aber weniger als sich selbst liebte. Als er nun eine
böse That begangen hatte und deswegen vor dem König zu er¬
scheinen beordert wurde, gieng er mit traurigem Gemüthe zu dem
ersten Freunde und bat beweglichst um Hülfe' und Beistand, indem
er ihn jederzeit mehr geliebet hätte, als sich selbst, bekam aber zur
Antwort, er kenne sein nicht, doch wolle er ihm ein Tuch zu
einem höfischen Kleide geben lassen.
Folgends erhub er sich zu dem andern Freunde und suchte
gleichmäßig Hülfe bei ihm; derselbe entschuldigte stch, er hätte in
seiner eigenen Angelegenheit allzu viel zu verrichten imb könnte
sich nicht abmüssigen, doch wolle er ihm das Geleite bis an den
königlichen Hof geben.
Endlich eilte er zum dritten und sprach: <Jch darf dich nicht
wohl anreden, denn ich habe dich nicht recht geliebet, wie ich billig hätte
thun sollen; aber doch, Lieber, verlaß mich nicht, leiste mir Beistand,
weil mich männiglich verlassen!' Dieser dritte Freund antwortete mit
fröhlichem Angesichte: <Dn bist mir ein lieber Freund; ich will mit
dir gern imb willigst zum Könige gehen und für dich um Gnade bitten.'
Durch den ersten Freund wird der Reichthum bedeutet, wovon
der Mensch viel Gefahr ausstehet; über zur Zeit des Todes hat
er ein mehreres nicht davon zu gewarten, als ein verächtliches
Todtenleilach oder Tuch.
Dllrch den andern Freund wird verstanden Vater und Mutter,
Weib und Kind, Blntsfreunde imb Verwandte; die geben uns nur
das Geleite zum Grabe und gehen wieder in ihre Geschäfte.
Der dritte Freund ist Glaube, Hoffnung und Liebe; denn
das Almosen und die christlich löblichen guten Werke gehen bei
unserm Abscheiden aus dieser Welt vor uns her, bitten Gott für
uns und helfen uns in Christo aus des Teufels Gewalt erretten.
Und dieses sind die rechten, wahren Frennde, die wir erwählen sollen!
149.
Dterjeilen.
Don SRüiert.
Gesammelte Gedichte. Erlangen. Bd. II. 3- Ausl. 1839-
1. S. 372.
Wehe dem, der zu sterben geht Dem Becher, der zu Scherben geht
Und keinem Liebe geschenkt hat, Und keinen Durst'gen getränkt hat.