Full text: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen des Regierungsbezirks Düsseldorf

3n jedem Rfte die Körbe schwer, 
Richtet er's jetzt für die Großen her. 
Stützt ihm die Urme, daß er nicht 
Unter dem eigenen Legen bricht! 
160. Der Flachsbau auf dem Hochwald. 
Weires und Hoffmann. 
Als ein Überbleibsel aus alter Zeit hat sich auf dem 
Hochwald der Anbau des Flachses bis auf unsere Zeit erhalten- 
Gegen Ende April wird der braune Flachs- oder Lein¬ 
samen gesät. Bald findet sich auch das Unkraut ein, das sorg¬ 
fältig ausgejätet werden muß. Der glatte runde Stengel wird 
bis zu einem Meter hoch. Am oberen Ende trägt er Ästchen 
mit himmelblauen Blüten. Nach der Blütezeit entwickelt sich 
eine erbsengroße zehnfächerige Kapsel mit zehn Samenkörnern- 
Aus diesen wird das Leinöl gepreßt, das zum Anstreichen und 
Malen unentbehrlich ist, ja sogar als Heilmittel dient. Die Ab¬ 
fälle beim Ölschlagen werden zu Kuchen geformt und als Zu¬ 
gabe beim Viehfutter verwertet. 
Der Flachs wird am nützlichsten durch seine Stengel mit 
den langen Fasern. Diese liefern den Stoff zu Leinwand und 
vielen andern Geweben. Doch bedarf es hierzu mancherlei 
Arbeiten. Nach der Reife, die gegen Ende Juli eintritt, werden 
die Flachsstengel ausgerupft, in Bündel gebunden und znM 
Trocknen aufgestellt. Alsdann wird der Flachs in die Scheune 
gebracht; dort werden die Samenkapseln von den Stengeln 
abgestreift, indem man die Flachsbündel durch einen eisernen 
Kamm zieht. Neckereien und Lieder versüßen die Arbeit. Da¬ 
nach beginnt die Tauröste. Die Stengel werden in langen Zei¬ 
len auf Wiesen oder Stoppelfelder gelegt. Durch den Wechsel 
von Feuchtigkeit und Trockenheit faulen die holzigen Teile 
des Stengels, und die Fasern lösen sich ab. Nach drei bis 
vier Wochen sind die Stengel geröstet. Nach der Erntezeit 
werden sie zur Brechgrube gebracht, über einem Feuer gedörrt 
und die Fasern mit der Handbreche und dem Schwingstock 
von den Holzteilen getrennt. Durch das Hecheln scheiden sieb 
die rauheren und kurzen von den längeren und feinen Fasern- 
Die rauhen heißen Werg; sie dienen zur Bereitung der gröberen 
Leinwand. Die feinen nennt man Haar; aus diesem werden 
die feineren Stoffe gewebt.
	        
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