Full text: Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden (Teil 3)

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14. Lebensjahre trat er unter Friedrich Wilhelm I. als Fahnenjunker in das 
Heer ein, kam dann zu den Husaren und erwarb sich bald Ruf und*Achtung. 
Unter Friedrich II. nahm er an dem ersten und zweiten Schlesischen 
Kriege teil und zeichnete sich wiederholt durch Mut, aber auch durch 
Verwegenheit aus, so daß er zum Generalmajor ernannt wurde. 
Im zweiten Schlesischen Kriege zeigte Ziethen seine List in einer höchst 
verwegenen Weise. Friedrich wollte einem seiner Feldherren eine wichtige 
Nachricht zukommen lassen; aber zwischen den beiden preußischen Heeres- 
abteilnngen lagen die Österreicher. Ziethen bekam den Auftrag, sich durch die 
Feinde einen Weg zu bahnen, selbst wenn sein ganzes Regiment geopfert 
werden müßte. Das tat dem General, der seine Husaren wie seine Kinder 
liebte, sehr leid; er wollte eine List versuchen. Seine Husaren, welche erst 
jüngst neue Uniformen erhalten hatten, konnten mit ungarischen Reitern leicht 
verwechselt werden. Ziethen ließ einige Soldaten, welche der ungarischen 
Sprache mächtig waren, an die Spitze des Regiments kommen und besaht 
ihnen, sich fortwährend ungarisch zu unterhalten. So gings keck hinter einem 
österreichischen Dragonerregiment her, und ungefährdet kamen die Preußen 
an einem großen Teile der Feinde vorüber. Als ein österreichischer Offizier 
herankam, um die vermeintlichen Ungarn zu begrüßen, wurde er sogar gefangen 
genommen. Endlich jedoch wurde die List von einem Vorposten erkannt; 
aber bei dem Rufe: „Ziethen! Preußen!" brach eine solche Verwirrung unter 
den Feinden aus, daß der kühne Befehlshaber, der seine Husaren so schnell 
als möglich reiten ließ, glücklich seinen Auftrag überbrachte. 
Besonders im Siebenjährigen Kriege zeichnete sich Ziethen wiederholt 
durch Mut und Tapferkeit, wie auch durch Kühnheit und Verwegenheit aus. 
Er führte gewöhnlich die Vorhut und suchte die Pläne der Feinde zu durch- 
kreuzen. 
Einst stand die Sache des Kömgs recht schlecht, und Friedrich war der 
Verzweiflung nahe. Das merkte Ziethen und redete ihm Mut ein. Doch 
spöttisch fragte ihn der König: „Hat er denn vielleicht einen neuen Ver- 
bündeten gefunden?" „Nein," antwortete Ziethen, „das nicht; ich rechne aber 
auf den alten dort oben, der verläßt uns nicht." Nach dem Siebenjährigen 
Kriege erhielt Ziethen vom Könige ein ansehnliches Geldgeschenk, wofür er 
einen Teil seiner väterlichen Güter zurückkaufte. Öfters zog ihn der König 
zur Tafel und lud ihn gern zur Truppenschau ein. Als der greise Held einst 
bei Tische eingeschlafen war, wollte ihn einer der Generale wecken. Der König 
aber sprach: „Laßt ihn schlafen, er hat oft genug für uns gewacht." 
3. Ter General von Scydlitz. Friedrich Wilhelm von Seydlitz 
stammte aus dem Herzogtum Kleve. Schon in jungen Jahren zeigte er als 
geschickter Reiter großen Mut, aber auch öfters eine verwegene Tollkühnheit. 
Kein Pferd war ihm zu wild, kein Ritt zu lang, kein Sprung zu weit; oft 
jagte er zum Schrecken der Leute zwischen den Windmühlenflügeln durch, wenn 
sie in Bewegung waren. 
Einst ritt Seydlitz im Gefolge Friedrichs des Großen über eine Brücke, 
deren mittlerer Teil aufgezogen war, um ein Schiff durchzutasten. Er hatte 
kurz vorher geäußert: „Kein Reiter darf sich gefangen nehmen lassen, solange
	        
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