Die Geschichte nach Christi Geburt. 129 
Anzahl Hülfstruppen aufbrechen, und setzte sich mit 
diesem Heer in Bewegung; allein auch das Heer der Deut¬ 
schen war schlachtfertig. Zwischen Horn und Detmold 
in Westphalen kamen sich die beyden Heere ins Gesicht. 
Die Römer fanden einen vom Regen schlüpfrig gemachten 
Boden, und wollten sich zurückziehen ; allein Hermann 
und seine Deutschen nöthigten sie, Stich zu halten. Es 
kam also zu einer der fürchterlichsten Schlachten, in wel¬ 
cher die Deutschen^, weil sie hier ihre persönliche Stärke 
zeigen, die Römer dagegen ihre Kriegskunst nicht gebrau¬ 
chen konnten, den vollkommensten Sieg erhielten. Varus 
siel, um nicht lebendig gefangen zu werden, in sein 
Schwerdt; die meisten Römer wurden gelobtet, viele 
wurden gefangen und nur wenige retteten sich durch die 
Flucht. Unter den Gefangenen waren auch viele Advoca- 
ten, die mußten sterben, die übrigen wurden als Scla- 
ven gebraucht. Männer, die sonst Königen geboten, zo¬ 
gen jetzt an einem deutschen Pfluge oder mußten das Vieh 
hüten. Diese Niederlage ist nächst jener, welche beym 
Dorfe Cannä geschah, die blutigste in der römischen 
Geschichte. So rettete also Hermann, unser ehemali¬ 
ger so naher Landsmann, Deutschland von dem Joche der 
Römer, erhielt uns unser Vaterland, unsere Sprache und 
unsere Sitten, und machte sich bey allen Völkern, die den Rö¬ 
mern gehorchten, so furchtbar, daß niemand es wagte, diesen 
sonst so gefürchteten Beherrschern der Welt Hülfe gegen 
die tapferen Deutschen anzubieten. Die Schlacht geschah 
im Jahr nach Christi Geburt 9. Als die schreckliche 
Nachricht dem Augustus überbracht wurde, stieß er voll 
Wuth 
aus, und hatte statt unserer Fahnen einen aus einer 
Stange befestigten silbernen Adler; eine Cvyotte aber de« 
trug 420 Mann. 
(Bürgerschule, ztrrBd.) ^
	        
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