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Ernst kam in den Hof. Auf einer leeren Tonne
stand der Haushahn und krähte sein Kikeriki. „Hähn¬
chen,“ sagte er, „was lehrst du mich denn?“ Darauf
erwiderte der Haushahn: „Frühaufstehn! Sobald die Sonne
am Morgen ihre ersten Strahlen auf die Erde sendet,
krähe ich mein Morgenlied und springe von meiner Stiege
hinunter. Früh ist die schönste Zeit zur Arbeit; denn
Morgenstunde hat Gold im Munde.“
Endlich trat Ernst in die Stube. Hier saß die
Katze auf dem Ofenherd und wusch sich die Ohren.
„Miezchen,“ sagte Ernst zu ihr, „gewiß wirst auch du
mich noch etwas lehren.“ Das Kätzchen spitzte die
Ohren und sprach: „Reinlichkeit! Ich weiß, daß mich
die Leute nur lieb haben, wenn ich nett und sauber bin.
Darum wasche ich mich oft und es kann kommen, wer
da will, ich brauche mich nie zu schämen.“
Nach Karl Julius Krumbach.
(Nohl und Ulltnann, Lesebuch für Brandenburg. I. Teil.)
158. Der Heuwagen.
Na, was kommt denn da für ein großes Ungetüm her¬
gewackelt? Ist es ein Wagen? Ja, ein Wagen muß es
wohl sein; denn ich sehe zwei braune, starke Pferde davor,
und Räder seh' ich auch. Aber was dann kommt, ist keine
Droschke, keine Kutsche, keine Straßenbahn, kein Kohlenwagen;
es sieht ganz fremd und merkwürdig aus. So hoch bepackt,
so wie ein graugrüner Berg kommt es daher; oben darauf
liegt eine große, lange Stange. Der Kutscher hat einen
blauen Kittel an und trägt einen großen Strohhut und er
führt die Pferde langsam und bedächtig. Seine lange Peitsche,
die er aufrecht in der Hand hält, schwingt sich leise hin
und her.