§. 73. Bodenbildung. — Centrale und westliche Sahara. 357
(bis 300™) Bodenanschwellungen durchziehen ihn in der Richtung von
Nordost nach Südwest, dadurch vor allem die zwei größern Sandwüsten-
regionen El Dschuf im Süden und Jgidi im Norden scheidend.
Der letztere Wüstenstrich hat im Nordosten seine Fortsetzung in der
Algierischen El Areg. Das ganze Gebiet ist äußerst arm an Oasen,
und daher ziehen auch nur wenige Karawanenstraßen über dieselben
hin. Die wichtigste verbindet die Oasen im Süden des Atlas, z. B. wie
TafilelN), und die südöstlich davon gelegene vonTuat') (100 bis
ISO'") mit Timbuktu am Nigir. Es ist dies eine der beschwer-
lichsten aller Straßen der Sahara wegen des Mangels an Wasser, auf
welcher i.J. 1805 eineKarawane von 2000 Menschen und 1800Kameelen
zu Grunde gieng, weil eine Station kein Wasser mehr hatte. In der
Wüste El Dschnf ist der Boden vielfach mit Salz bedeckt. Man hielt
das Becken für einen alten Meeresarm, in welchen man den Atlantischen
Oeean wieder einleiten könne. Indessen haben die Reisen von Lenz
1880 von neuem nachgewiesen^), daß selbst die tiefsten Theile hier 120
bis 150™ über dem Spiegel des Meeres liegen. Kaum durch einige Erhe-
buugen unterbrochen, senkt sich der Wüsteugürtel gegen Westen stetig zum
Ocean herab, ja an der Küste dringt der Flugsand immer weiter ins Meer
vor. Vom Cap D sch n b y (28 0 N. Bf.) bis weit über das Cap B l a n c o
(21°) hinaus, dessen Name schon die Vorstellung weißer Sanddünen in
uns wachruft, im Gegensatz zu dem in tropischer Fülle prangenden Cap
Verde im Süden ziehen sich Untiefen und Sandbänke hin, welche die
Küste zu einer für die Schiffahrt gefürchteten machen. Eine Stunde weit
waten die Küstenbewohner ins Meer hinaus, um Strandgut zu sammeln.
6. Die nordwestliche Ecke des Continents erfüllt noch das ansge-
dehnte Gebirgsland der Berberei^). Am Cap Ghir (31») beginnt
es, nordostwürts streichend, als ein ausgeprägtes Kettengebirge unter
dem Namen des Höh en Atlas und steigt in seinen Gipfeln bis über
3500™, vielleicht bis gegen 4000™ empor. Schnee bedeckt dieselben
den größern Theil des Jahres hindurch, und nur wenige Pässe führen
über die Gebirgsmaueru hinweg. Die Abfälle find nach beiden Seiten
steil. Marokko, nur wenige Meilen vom Kamm, liegt nur 500™
hoch. Im Süden begleiten langgestreckte Parallelketten den Hauptzug
in etwas größerer Entfernung. Denjenigen, welcher südwestlich bis zum
Cap Nun (231/2°) zieht, hat man mit dem Namen des Anti-Atlas
belegt. Von dem Hanptmaffiv im Südosten der Stadt Fez strahlen
nordwärts mehrere Ketten aus und bilden so die Wasserscheide zwischen
1) Vergl. die Reisen von G. Rohlfs 1864. S. Petermann's Mitth. 1865,
Taf. 6, 1:2.000000, Tafilelt in 1:1.000000, und Taf. 11, 1:2.000000, Tuat
und Tidikelt in 1:1.000000.
2) S, besonders die Originalkarte der Route in der Zeitschr. d. Ges. f. Erdk.
1881, 1:1.500000.
3) S. die Karte des Mittelmeeres von A. Petermann 1879, 1:3.500000.
Ueber die Nomenklatur herrscht im einzelnen noch wenig Übereinstimmung, und
ebenso begegnet man über Richtung und Form der einzelnen Massive noch den größten
Widersprüchen.