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Sträucher, und Sturmfluten knickten die Baumriesen. Das Was¬
ser setzte seine Sinkstoffe ab, die als Schlamm das ehemalige
^oor bedeckten. Immer stärker wurde die Ablagerung im
Laufe der Zeiten. Wenn dann die Bodensenkung aufgehört
hatte oder das Erdreich gestiegen war, wurde die Schlamm¬
schicht nach Jahrtausenden wieder zur grünen Landoberfläche.
Aber das zweite Waldmoor, das sich auf ihr entwickelte, teilte
schließlich das Schicksal des ersten. Wie oft auch dieser Vor-
gang sich im Laufe von Millionen von Jahren wiederholte, er
Wrlief stets in gleicher Weise. So entstand auf der ursprüng-
hchen Sohle eine Folge von. Moor- und Schlammschichten, die
einem Stoß übereinander gelegter Butterschnitten vergleichbar
lsb Die Brotschnitten entsprechen den Schlammschichten; die
Lutter veranschaulicht immer eine Moorschicht. Je länger ein
^aldmoor bestand, um so dicker war die von ihm gebildete
Torflage; je länger es überflutet war, um so mächtiger wurde
die Schlammablagerung.
Der Druck der aufgelagerten Erdmassen begünstigte die
Vorkohlung der verschütteten Pflanzenreste. Aus dem Torf
wurde erst Braunkohle, dann Steinkohle. Die Braunkohle ist
ein in nur geringerem Grade versteinerter Torf; bei der Stein¬
kohle ist die Versteinerung weiter vorgeschritten. Wie oft
der Wechsel von Land und Wasser erfolgte, das meldet uns
die Zahl der Kohlenflöze. Sie sind nichts anderes als die vor¬
zeitlichen Moore; die trennenden Tonschiefer stellen die um¬
gebildeten Schlammablagerungen dar.
Die Herkunft der Steinkohle ist in den Flözen selbst
Uud in den anliegenden Gesteinsschichten verzeichnet. Aber
our der gelehrte Forscher versteht die Zeichen. Für ihn reden
die versteinerten Baumstümpfe der Schuppen- und Siegelbäume,
die der Bergbau in den Flözen bloßlegt, eine laute Sprache;
er vermag die Abdrücke der Blätter und Zweige und die für
das bloße Auge zur Unkenntlichkeit entstellten Reste von In¬
sekten, Skorpionen, Spinnen und Schnecken zu deuten.
Millionen von Jahren sind seit dem Untergange des letzten
Steinkohlenwaldes vergangen. Wäre die Erdrinde seither in
Luhe geblieben, so müßten die Kohlenflöze im ganzen in wage¬
rechter Richtung verlaufen. Aber infolge der fortschreitenden
Abkühlung unsers Planeten und durch vulkanische Kräfte fal¬
teten sich nicht selten die Gesteinsschichten oder rutschten aus
direr ursprünglichen Lage. Darum zeigen auch die Steinkohlen¬
flöze Steigungen, Senkungen und Zerreißungen.