486
286. Das Kloster.
Friebrich Wilheln Weber.
1. Aus den Tannenwipfeln ragte
Eines Türmleins spitzer Kegel,
First und Giebel eines Klosters
Hach Sankt ßenebiktus’ Regel.
2. Jüngst erst waren weiseTTlänner
Angelangt aus fremden Reichen,
Segensworte auf den Lippen,
In der band des Friedens Zeichen;
3. In der band die fromme Waffe,
Die mit Mut beseelt den Schwachen,
Die durch Hulb bezwingt die Völker
Und besiegt, um frei zu machen;
4. Ernste Männer, vielgeprüfte,
Die in harter Weltverachtung
Einsam sich der Arbeit weihten,
Dem Gebet und der Betrachtung;
5. Stille Siedler, die sich mühten,
Mit dem Spaten wilde Schluchten,
Wilbre Herzen mit der Lehre
Lindem Samen zu befruchten.
ß. Klugen Sinns und unverdrossen
Bauten sie mit Lot und Wage,
Winkelmaß und Säg’ und Hammer,
Axt und Kelle Tag auf Tage,
7. Bis es ihrem Fleiß gelungen,
Haus und Kirche fest zu gründen,
Bis der Brunnen rauscht’ im Hofe
Des Konvents zu Dreizehnlinden.
8. In Gehorsam, Zucht und Armut
Schafften still die tapfern Streiter,
Reuteten des Urwalds Riesen,
Dorn und Farn und wüste Kräuter;
9. Zogen Wall und Zaun und Hecke,
Hirsch und Keiler abzuwehren,
Daß im Tale wohlumfriedet
Grünten menschenholde Ähren;
IG. Zwängten ein den ungestümen
Strom durch Pfahlgeflecht und
Dämme,
Pfropften milde Südlandsreiser
Auf des Nordens herbe Stämme,
11. Kräftig sproß im jungen Garten
Akelei und Ros’ und Quenöel,
Blasse Salbei, Dill und Eppich,
Eberraute und Lavendel.
12. Aber noch ein andrer Acker
Blieb den Vätern: reicher Boden,
Tiefer Grund, doch schwer zu bauen
Und voll heidnisch wilder Loden.
13. Traun, da gab es viel zu rupfen,
Viel zu zähmen und zu zanken,
Viel zu zerren und zu zupfen
An den ungezognen Ranken!
14. Auf den braunen Eichenbänken
Saß die Brut der Sachsenrecken,
Junge Bären. Riesenarbeit
War’s, sie bildend zu belecken.
15. Nur begabtre Schüler wurden
Hohem Zwecken zugeleitet
Und die sieben freien Künste
Lehrhaft ihnen ausgedeutet.
16. Preis den braven schwarzen
Mönchen,
Preis den wackern Kuttenträgern,
Alles menschlich schönen Wissens
Frommen Hütern, treuen Pflegern
17. Von der Mönche Hand ge¬
schrieben,
Blatt auf Blatt mit Müh’ und Sorgen,
In den Truhen der Abteien
Lag es liebevoll geborgen.