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II. Poetische Erzählungen, Balladen unt
Romanzen
i.
24. Das Lied vom braven Manne.
Gottfried August Bürger, Gedichte, Göttingen (Dieterich), >789, II, S. 89.
1. Hoch klingt das Lied vom braven Mann,
Wie Orgelton und Glockenklang.
Wer hohes Muts sich rühmen kann,
Den lohnt nicht Gold, den lohnt Gesang.
Gottlob, daß ich singen und preisen kann,'
Zu singen und preisen den braven Mann!
2. Der Tauwind kam vom Mittagsmeer
Und schnob durch Welschland trüb und feucht;
Die Wolken flogen vor ihm her,
Wie wann der Wolf die Herde scheucht.
Er fegte die Wälder, zerbrach den Forst;
Auf Seen und Strömen das Grundeis borst.
3. Am Hochgebirge schmolz der Schnee,
Der Sturz von tausend Wassern scholl;
Das Wiesental begrub ein See,
Des Landes Heerstrom wuchs und schwoll,
Hoch rollten die Wogen entlang ihr Gleis
Und rollten gewaltige Felsen Eis.
4. Auf Pfeilern und auf Bogen schwer,
Aus Quaderstein von unten auf,
Lag eine Brücke drüber her,
Und mitten stand ein Häuschen drauf,
Hier wobnte der Zöllner mit Weib und Kind.
„O Zöllner, o Zöllner, entfleuch geschwind!"
5. Es dröhnt' und dröhnte dumpf heran,
Laut heulten Sturm und Wog' ums Haus.
Der Zöllner sprang zum Dach hinan
Und blickt' in den Tumult hinaus:
„Barmherziger Himmel, erbarme dich!
Verloren! Verloren! Wer rettet mich?"
6. Die Schollen rollten Schuß auf Schuß;
Von beiden Ufern hier und dort,
Von beiden Ufern riß der Fluß
24. Str. 3. Heerstrom: „Hauptstrom des Landes". — Str. 4 fleuch
älterer Imperativ von „fliehen".