Volltext: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen des Regierungsbezirks Düsseldorf

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65. Wenn du noch eine Mutter hast. 
Friebrich Wilhelm Kaulisch, Gekürzt. 
1. Wenn du noch eine Mutter hast, so danke Gott und sei zufrieben 1 
Richt allen auf dem Eröenrunö ist dieses hohe Glück beschieöen, 
Wenn du noch eine Mutter hast, so sollst du sie mit Liebe pflegen, 
Daß sie dereinst ihr müdes Haupt in frieden kann zur Ruhe legen. 
2. Sie hat vom ersten Tage an für dich gelebt mit bangen Sorgen; 
Sie brachte abends dich zur Ruh und weckte küssend dich am Morgen. 
Und warst du krank, sie pflegte dein, den sie mit tiefem Schmerz geboren; 
Und gaben alle dich schon auf, die Mutter gab dich nicht verloren, 
3. Sie lehrte dich den frommen Spruch, sie lehrte dich zuerst das Reden; 
Sie faltete die Hände dein und lehrte dich zum Vater beten. 
Sie lenkte deinen Rindessinn, sie wachte über deine äugend; 
Der Mutter danke es allein, wenn du noch gehst den Pfab der Tugend! 
4. Und hast du keine Mutter mehr, und kannst du sie nicht mehr beglücken. 
So kannst du doch ihr frühes Grab mit frischen Blumenkränzen schmücken, 
Ein Muttergrab, ein heilig Grab, für dich die ewig heil’ge Stelle! 
0, wende dich an diesen Ort, wenn dich umtost des Lebens Welle! 
66. Du sollst die Eltern lieb und wert halten! 
Johann Friedrich Möller. 
Ein junger Zimmermann hatte acht Kinder und konnte in 
teurer Zeit die Seinigen nur kümmerlich versorgen. Überdies 
beherbergte und verpflegte er noch seinen alten gliederlahmen 
Vater. 
Eines Tages ging unser Zimmermann von der Arbeit heim 
und kaufte unterwegs etwas Semmelbrot. „Das ist für meinen 
alten Vater,“ sagte er zu seinem Begleiter, der ein Maurer 
war; „er kann das harte Schwarzbrot nicht mehr vertragen.“ 
Da sagte der Maurer: „Mein Gott, du hast auch ein wahres 
Kreuz auf dir mit dem gebrechlichen alten Manne! Wie froh 
wirst du einmal sein und deine vielgeplagte Frau dazu, wenn 
ihn Gott zu sich genommen hat! Dann kannst du des Alten 
Kammer vermieten und das Geld sparen, das sein Unterhalt 
monatlich kostet. So, wie es dir ergeht, ist es ja nicht möglich, 
auf einen grünen Zweig zu kommen.“ „Lieber Freund,“ ant¬ 
wortete der Zimmermann, „rede nicht so. Wir beide, ich und
	        
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