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zu empfangen und ihre Kinder von ihnen taufen zu lassen. — Über die
Verfolgung in Italien klagte Pins IX. in der Allokution vom 30. Sep¬
tember 1861: „Die gottgeweihten Jungfrauen müssen ihr Brot betteln;
die Tempel Gottes werden ausgeplündert und in Räuberhöhlen verwandelt,
die kirchlichen Güter eingezogen, die Gesetze der Kirche werden verachtet
und mit Füßen getreten." Für die unglückliche Kirche Spaniens
ordnete schon Gregor XVI. öffentliche Gebete an.
4. Dreihundert Jahre — seit dem Konzil von Trient — war es den
Oberhäuptern der Kirche unmöglich gewesen, den Gesamtepiskopat zu¬
sammenzurufen. Die Bequemlichkeit der Verkehrsmittel gestattet es aber
heute den Bischöfen aus den entferntesten Ländern, sich um den Nach¬
folger des Apostels Petrus zu scharen und die katholische Wahrheit den
Entstellungen der göttlichen Offenbarungen gegenüber auszusprechen.
Anwesend waren 10 Patriarchen (5 vom lateinischen uud 5 vom orien¬
talischen Ritus), 4 Primaten, 106 lateinische und 20 orientalische Erz¬
bischöfe, 500 lateinische, 20 orientalische Bischöfe, 27 Äbte und General¬
äbte der Mönchsorden, 79 Generale und Generalvikare der Kongrega¬
tionen der regulierten Kleriker und der Bettelorden, im ganzen beiläufig
760 geistliche Würdenträger. Davon waren 176 Italiener, 17 Deutsche,
42 aus Österreich-Ungarn, 55 aus Großbritannien, 81 aus Frankreich,
40 aus Spanien, 2 aus Portugal, 6 aus Belgien, 3 aus Holland, 4 aus
der Schweiz, 88 aus Nord- und Südamerika, 12 aus der Türkei, 4 von
den griechischen Inseln, 42 aus dem Morgenlande und 120 Missions¬
bischöfe und apostolische Vikare.
§ 239.
Wissenschaft und Kunst. Erfindungen. Schiffahrt und Handel.
(Seit 1789.)
668) Am Ende des vorigen und am Anfange dieses Jahr¬
hunderts waren es hauptsächlich zweierlei einander ganz entgegen¬
gesetzte Wissenschaften, denen eine vorzügliche Pflege gewidmet
wurde: nämlich die exakten, welche ihre Aufgaben (Probleme)
mit mathematischer Gewißheit zu lösen streben (Physik, Astronomie,
Mechanik, die Mathematik selbst), und die spekulativen, welche
den Urgrund alles Existierenden durch begriffsmäßiges Denken
erforschen und die ersten Thatsachen aller Erkenntnis feststellen
wollen, und deshalb im allgemeinen philosophische Wissen¬
schaften genannt werden. Als Physiker zeichneten sich aus: die
Franzosen Lavoisier (f 1794) und Laplace (f 1827), die
Italiener Galvani (f 1798), der zuerst die tierische Elektrizität
beobachtete, und Volta (f 1827), der durch die von ihm er¬
fundene Voltasche Säule die Elektrizität zu steigern lehrte. Der
Engländer Faraday (^ 1867) und der Däne Örsted (f 1851)
erkannten den Elektromagnetismus. In Deutschland beschäftigten
sich Gauß (t 1855) und Wilhelm Weber (geb. 1804) mit