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Sie haben nicht viel und sind nicht reich,
drum legen sie an einen Heringsteich
und Kausen sie gut gesalzen ein
und setzen sie in den Teich hinein
und dachten, so ohne sondre Mühn
sich ihren heringsbedarf zu ziehn.
Ging einer nun bei dem Wasser vorbei
und rührt sich was, so rief er: „hei!
Ls rührt sich schon, es werden schon mehr!"
Und rieb sich die Hände und freute sich sehr. —
Nls nun der herbst gekommen war,
da ließen sie ab das Wasser klar
und standen herum und guckten drein:
da fanden sie einen Nal allein,
von Heringen nicht einen Schwanz,
die waren weggeschwunden ganz. —
Da schrien sie alle auf einmal:
„Der Nal hat sie verzehret, der Nal!
Fort, fort mit ihm zur Feuerqual!"
„Nein", meinte der eine, „so stirbt er zu schnell,-
werft lieber ihn in ein Wasser hell!"
„In ein Wasser? Das wär' ein dummer Streich,-
er hat ja immer gelebt im Teich!" —
Das Wasser im Teich ist flach und klein,
wohl zehnmal tiefer muß es sein,
werft in den großen Strom ihn hin,
da wird er schon versaufen drin!" —
Wie nun der Nal tief Wasser spürt
und lustig drin herumvagiert,
da rufen sie: „Seht seine Not!
Ersaufen ist ein böser Tod!"
Die Fockbecker, . . . doch da kommt einer herein,
da muß ich wahrhaftig stille sein. —
„Guten Tag, Herr Fockbecker, setzet Luch,
trinkt und erzählet ein Histörchen!" — „Gleich!" —
August Uopisch