136 V".
3. „Allein ich sinke nicht vergebens,
wenn sie mein letzter Ruf belehrt;
ein ganzes Schiff voll jungen Lebens
ist wohl ein altes Leben wert.
o 4. Gib mir das Sprachrohr! Schifflein, eile!
Es ist die letzte, höchste Not." —
Vor fliegendem Sturme, gleich dem Pfeile,
hin durch die Schären eilt das Boot.
5. Jetzt schießt es aus dem Klippenrande.
10 „Links müßt ihr steuern!" hallt ein Schrei.
Kiel oben treibt das Boot zu Lande,
und sicher fährt die Brigg vorbei. siesebrecht,
83. Das Lied vom braven Manne. B°-- Gomrie» August »ürg»r.
1. Der Tauwind kam vom Mittagsmeer
15 und schnob durch Welschland trüb und feucht.
Die Wolken flogen vor ihm her,
wie wenn der Wolf die Herde scheucht,
er fegte die Felder, zerbrach den Forst,
auf Seen und Strömen das Grundeis borst.
20 2. Am Hochgebirge schmolz der Schnee,
der Sturz von tausend Wassern scholl,
das Wiesental begrub ein See,
des Landes Heerstrom wuchs und schwoll,
hoch rollten die Wogen entlang ihr Gleis
25 und rollten gewaltige Felsen Eis.
3. Auf Pfeilern und auf Bogen schwer,
aus Quaderstein von unten auf,
lag eine Brücke drüber her,
und mitten stand ein Hänschen drauf.
30 Hier wohnte der Zöllner mit Weib und Kind.
„O Zöllner, o Zöllner, entfleuch geschwind!"
4. Es dröhnt' und dröhnte dumpf heran,
laut heulten Sturm und Wog' ums Haus.
Der Zöllner sprang zum Dach hinan
35 und blickt' in den Tumult hinaus.
„Barmherziger Himmel, erbarme dich!
Verloren, verloren! Wer rettet mich?"
5. Die Schollen rollten Schuß auf Schuß,
von beiden Ufern, hier und dort.