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reiches Wild, namentlich Eber, auch Hyänen und Leoparden sollen in
diesem dichten Gebüsch hausen. Aber uns kam keiner der borstigen und
gesteckten Gesellen zu Gesicht. Wunderschön waren die Waldwege, denen
wir nachgingen. Als sie uns wieder dicht an das Ufer führten, sahen
5 wir gegenüber turmhohe, steile Felsuferwände.
Mit Sonnenuntergang trafen wir in Jericho ein. Die Nacht brachte
uns noch einen scharfen Ritt nach dem Toten Meere; denn wir wollten
seinen Anblick bei Mondschein genießen. Das Nachtbild war von feier¬
licher, ergreifender Schönheit. Das süße Dämmerlicht umfing Berg und
10 Tal. Die Blumen entsandten ihre Düfte in die schweigende Nacht. Der
Vollmond goß sein mildes Licht über das merkwürdige, stille, nacht¬
umfangene Land. Auf dem Toten Meere aber glänzte ein langer, breiter
Lichtstreif wie ein funkelndes Diamantband, und in der Ferne rauschte
der Jordan, als wollte er uns erinnern an große und heilige Zeiten.
15 2. Am See Genezareth.
Der See Genezareth war unser Ziel, als wir in der Mittagsstunde
von der stolzen Höhe des Tabor aufbrachen. Unsere Pferde hatten droben
auf dem majestätischen Berge gut ausgeruht und flogen nun um so lustiger
durch das hellgrüne Waldesdickicht, das den Fuß des Tabor umsäumt.
20 Aber bald klommen sie nur noch mühsam zwischen den rauhen Basalt¬
steinen und Blöcken weiter. Die Sonne brannte heiß, und auf eintönigen,
nicht enden wollenden Pfaden trugen uns unsere Tiere keuchend weiter. Gegen
Abend erreichten wir den Saum des steinigen Hochlandes. Da, als wir
eben auf einen Vorsprung desselben hinaufgaloppierten, lag plötzlich der
25 See Genezareth vor uns in seiner ganzen Ausdehnung. Leuchtend im
tiefsten Blau, in ruhigem Glanze, schaute er herauf aus einem farbigen
Kranze duftiger Berge, als ruhte noch ein Widerschein jenes milden, klaren
Heilandsauges darauf, das sich vor nahezu 1900 Jahren oft in diesen
Wassern gespiegelt. Der Anblick kam uns so unvermutet und überraschend,
30 daß jeder mit einem Ausruf freudiger Verwunderung Halt machte und
hinabschaute auf die stille, blaue Pracht der Tiefe. Der Blick auf deu
See war entzückend. Die Berge, die ihn umschlossen, waren von der
scheidenden Sonne lieblich gerötet und warfen ihr Spiegelbild hinab in
die leuchtende Flut. Dort lag einst Kapernaum, dort auf dem dunkeln
35 Hügel Chorazim, dort, an der lieblichsten aller Buchten, Bethsaida, dort
die grüne Ebene Gennesar, hier zu unsern Füßen im Tale Liberias mit
seinen weißen, dicht an den See gebauten Häusern.
Endlich ritten wir weiter auf steilen, gewundenen Pfaden hinab nach
Liberias, wo wir übernachteten.
40 Ein herrlicher Sonnenaufgang begrüßte uns am Sonntagmorgen. Es
war der 17. Sonntag nach Trinitatis. Unser Hauptgottesdienst sollte
heute eine Fahrt über den See nach Kapernaum sein, und die alte Heimat