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Denn daß das Missionswerk Gefahren brachte, das erfuhren der
Missionar Kilian, der von Würzburg aus unter den Franken und Thü¬
ringern und Emmeram, der von Regensburg aus unter den Baiuwaren
wirkte. Beide wurden umgebracht, und zwar sollen die Herzoge dabei ihre
Hand im Spiele gehabt haben. Aber em anderer Missionar Ruprecht,
der schon früher zu Salzburg predigte, wurde so angesehen und sammelte
so viele Gemeinden, daß er als ein Bischof gelten konnte.
Also entstanden durch die irischen Glaubensboten überall im heid¬
nischen Germanien christliche Gemeinden. Es fehlte nur ein Mann, der
sie zusammenfaßte. Und auch der sollte kommen.
Erzähle!
Überschrift: Die irischen Missionare.
4. Der Ruhm der irischen Missionare ließ die Sachsen und
Angeln in Britannien nicht ruhen.
Sie wären selbst erst christlich geworden. Aber nicht das alte
irische und keltische Christentum, sondern das römisch-katholische war ihre
Religion geworden. Ganz eigentümlich war das zugegangen. Der Papst
Gregor der Große hatte einst auf dem Markte heidnische anglische Gefangene
gesehen, die als Knechte verkauft werden sollten. Ihre Schönheit hatte ihn
gerührt und er beschloß, ihnen das Christentum predigen zu lasfen.
Römische Sendboten kamen nach Britannien, und nach hundert Jahren
waren die dortigen Sachsen christlich-katholisch geworden.
Sofort begannen sie nun ihrerseits Missionare auszusenden. Diese
fuhren hinüber zu deu Friesen, die noch starre Heiden waren. Willi¬
brord, ein Sachse, bekehrte einen kleineren Teil des Volkes und wurde
dafür vom Maiordomns Karl Martell zum Bischöfe von Utrecht ernannt.
Erzähle!
Überschrift: Die englischen Missionare.
Vertiefung.
Urteilt über das Verfahren der Missionare! (Sie kommen als
einfache und stille Leute, aber kenntnisreich und voll Glaubenseifer. Sie
lasfen sich inmitten der Heiden nieder, nichts von ihnen begehrend, für
alle ihre Bedürfnisse selbst sorgend, aber ihre Mitmenschen in allen nütz¬
lichen irdischen Verrichtungen unterweisend, sie mit Rat und That unter¬
stützend. Vor allem leben sie ihnen ein christliches Leben vor, sind das
Beispiel der christlichen Lehre. (Beispiele.) Sie zeigen: so wie wir müßt
ihr sein, uutadelig in jeder Weise. Dazu nehmen sie das Volk gegen
die es bedrückenden Großen in Schutz und scheuen sich nicht, sogar Könige
und Fürsten strafend anzureden (Columban: Bruuichildis u. a.) und gegen
ihr gottloses Leben zu predigen, ohne Verbannung (Columban) oder gar
den Tod (Kilian, Emmeram) zu scheuen. Daneben predigen sie unaus-