*
500
2
3
sich viel wohler dabei als bei launenhafter oder gar roher Behandlung,
und werden zutraulicher und lenksamer. Kluge Tiere, besonders Pferde,
verdirbt man leicht durch willkürliches und grobes Benehmen, und sehr
viele unausrottbare Pferdefehler rühren von einer solchen fehlerhaften
Behandlung her. Unarten und Bosheit heilt man nicht leicht durch
Roheit, sehr oft dagegen durch anhaltenden Ernst und genaue Aufmerk—
samkeit. Darum versuche es mit Güte; du kommst mit ihr am weitesten.
Mißhandele und mißbrauche nie ein Tier! Reizbares, jäh—
zorniges Wesen ist ein großes Übel und bringt besonders dem Land—
wirte viel Unheil. Es entehrt den Menschen und reißt ihn zu abscheu—
lichen Schimpfworten und zu schändlicher Tierquälerei hin. Wer sein
Spannvieh, ohne ihm gehöriges Futter und die nötige Ruhe zu gönnen,
quält, wer ihm übergroße Lasten zumutet und es durch rohe Schläge
und Mißhandlung zum Anstrengen seiner letzten Kräfte zwingt, ist ein
„Viehschinder“ und wird von jedem ordentlichen Menschen verachtet.
Kranke Tiere pflege sorgfältig! Mit Sorgfalt und Auf—
merksamkeit kann oft größeres Übel verhütet werden, ebenso durch recht⸗
zeitige Schonung und zweckmäßige Pflege. Hüte dich vor den Pfuschern
und rufe lieber gleich einen tüchtigen Tierarzt zur Hilfe. Es nützt dir
mehr, ihm eine Mark zu zahlen als dem unwissenden Quacksalber
einen Pfennig.
Überlegst du alles vernünftig, so siehst du leicht ein: Das Wohl
des Tieres hängt mit deinem eignen Vorteile aufs genaueste zusammen.
Je besser sich deine Haustiere befinden, je mehr sie leisten, und je
schöner sie gedeihen, desto größeren Nutzen bringen sie dir. Der Rohe,
der seine Tiere vernachlässigt oder mißhandelt, schadet sich selber am
meisten. Darum schone und pflege deine Tiere um ihretwillen, aber
auch um deiner selbst willen!
Der Gerechte erbarmt sich seines Viehes; aber des Gott—
losen Herz ist unbarmherzig. Nach F. v. Tschudi.
68. Der Strauß.
Der Strauß bewohnt fast ganz Afrika. Er erreicht eine Höhe von
2,5 m und nährt sich von Kräutern, Körnern und kleinen Tieren. Da—
neben verschluckt er auch Kieselsteine, Holz- und Eisenstücke, letztere nicht
selten zu seinem Verderben. Sein Rumpf ist kräftig. Seine fleisch—
farbenen, nackten Beine sind lang und stark und doch leicht, weil die
Knochen hohl sind. Der Fuß gestattet einen ausdauernden Gang; denn er
hat nur zwei nach vorn gerichtete Zehen wie der der Zweihufer und eine
starke, schwielige Sohle. Den hohen Beinen entspricht der lange Hals,
der den kleinen Kopf mit Leichtigkeit zum Boden bringt, wenn Nahrung
aufgehoben werden soll, und hoch in die Höhe hebt, wenn etwas zu er—
spähen ist, ein Weideplatz, eine Quelle oder ein Feind. Für das Spähen
sind die Augen groß, die Ohr- und Nasenöffnungen weit. Der Schnabel
ist zum Abreißen der Wüstengewächse an Rand und Spitze scharf und läßt
sich weit öffnen, damit große, harte Stücke verschlungen werden können.