Full text: [Teil 3 = [5. - 8. Schuljahr], [Schülerband]] (Teil 3 = [5. - 8. Schuljahr], [Schülerband])

276 
zuzcehen. Es ist total vereist, die Mannschaft zum Tode erschöpft, 
und jetzt wird ein Fremder herausgehoben, dann noch einer und 
noch einer. Der hünenhafte Dritte stellt sch auf die Füße, aber beim 
Gehen muß er gestützt werden, sonst sinkt er um. Kein Wunder, 
daß das Bübchen sich schreiend seiner Mutter widersetzt die es am 
Ürmchen vorwärtszerrt, dem wankenden, bärtigen Riesen entgegen. 
Da hält die Frau das Kind hoch empor und schreit vorstürzend: 
„Vadding! Uns Vaddingl!“ Christian Benkard. 
12. Aus dentscher Vorzeit. Im Jahre 357 n. Chr. 
1. Altdeutsche Gastfreundschaft. 
Auf der Berghöhe stand an dem Verhau, das die Wälder der 
Thüringe von den Katten schied, der junge Wächter und hütete den 
steilen Pfad, welcher aus den Gründen der Katten nach der Höhe 
führte. Über ihm ragte der Wipfel einer mächtigen Buche. Nach beiden 
Seiten lief der Grenzzaun den Kamm der Berge entlang. In dem 
dichten Gestrüpp blühten die Brombeeren und die wilde Rose. Der 
Jüngling trug den Wurfspeer in der Hand und auf dem Rücken am 
Riemen ein langes Horn. Nachlässig lehnte er an den Baum. Zuweilen 
sah er ungeduldig nach der Sonne und wandte den Blick zurück, wo 
hinter ihm in ferner Tallichtung Blockhäuser und Gehege für Herden— 
vieh lagen. 
Plötzlich bog er sich vor und lauschte. Auf dem Pfad vor ihm 
klang leiser Fußtritt. Durch das Baumlaub wurde die Gestalt eines 
Mannes sichtbar, der mit schnellem Schritt zu ihm heraufstieg. Der 
Wächter drehte den Riemen des Hornes und faßte den Speer zum 
Wurfe. Als der Mann aus dem Gehölz auf den freien Grenzrand 
trat, rief er ihn an, die Spitze des Wurfspeers entgegenhaltend: 
„Steh, Waldgänger, und singe den Spruch, der dich von meinem 
Eisen löst!“ Der Fremde schwang sich hinter den letzten Baum 
seiner Seite, streckte die geöffnete Rechte vor sich und sprach 
hinüber: „Ich grüße dich friedlich. Ein Landfremder bin ich, unkundig 
der Losung.“ 
Mißtrauisch rief der Wächter ihm entgegen: „Du kommst nicht 
wie ein Häuptling mit Roß und Gesinde, du trägst nicht den Heer— 
schild eines Kriegers, auch scheinst du nicht ein wandernder Krämer 
mit Pack und Karren.“ Und der Fremde rief zurück: „Weit komme
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.