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„Was, Henker! du bist nicht der Abt von St. Gallen?“
rief hurtig, als wär' er vom Himmel gefallen,
der Kaiser mit frohem Erstaunen darein,
„wWohlan denn, so sollst du von nun an es sein!
Ich will dich helehnen mit Ring und mit Stabe,
dein Vorfahr besteige den Esel und trabe
und lerne fortan erst quid juris verstehn,
denn wenn man will ernten, so muß man auch san? —
„Mit Gunsten, Herr RKaiser, das laßt nur hübsch bleiben!
Ich kann ja nicht lesen, noch rechnen und schreiben,
auch weiß ich kein sterbendes Wörtchen Latein.
Was Hänschen versäumt, holt Hans nicht mehr ein.“ —
„Ach, guter Hans Bendix, das ist ja recht schade!
Erbitte demnach dir ein' andere Gnade!
Sehr hat mich ergötzet dein lustiger Schwank,
drum soll dich auch wieder ergötzgen mein Dank!“ —
„Herr Kaiser, groß hab' ich soeben nichts nötig.
Doch seid Ihr im Ernst mir zu Gnaden erbötig,
so will ich mir bitten zum ehrlichen Lohn
für meinen hochwürdigen Herren Pardon.“ —
„Ha, bravol Du trägst, wie ich merke, Geselle,
das Herz wie den Kopf auf der richtigsten Stelle.
Drum sei der Pardon ihm in Gnaden gewãhrt
und obenein dir ein Panisbrief beschert.
Wir lassen dem Abt von St. Gallen enthieten:
Hans Bendix soll ihm nicht die Schafe mehr hüten,
der Abt soll sein pflegen nach unserm Gebot
umsonst bis an seinen sanftseligen Todl
Gottfried August Bũrger.
28. Die Frösche.
Ein großer Teich war zugefroren.
Die Eröschlein, in der Tiefe verloren,
durften nicht ferner quaken, noch springen,
versprachen sich aber im halben Traum,
fänden sie nur da oben Raum,
wie Nachtigallen wollten sie singen.