Full text: Lesebuch für die Oberklassen katholischer Volksschulen

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fern von dem Orte, wo sein geliebter Vater seine Seele 
in die Hände des himmlischen Vaters aushauchte. Line 
schwere Krankheit hatte ihn veranlasbst, in fremdem Lande 
Linderung und, wenn möglich, Genesung zu suehen. Aber 
kaum hatte er erfahren, dass sein Heldenvater das Zeitliche 
gesegnet habe, da hielt ihn nichts mehr in dem fremden 
Lande zuruck. „Und wenn ich unterwegs sterben mülste“, 
sagte er, als man ihm von der Reise abriet, ieh kehre zu— 
rückl!“ Lrotzæ seiner tödlichen Krankheit machte er sich auf, 
um zu seinem Volke zu kommen und die Krone und mit ihr 
die schweren Herrscherpflichten zu übernehmen. so gab 
auch Kaiser Friedrich II. der Welt ein Beispiel von Hohen- 
zollernscher Phüchttreue, welche die eigene Person nicht ach— 
tet und nur das Wohl des Ganzen, des Volkes und des Lan— 
des, im Auge hat. Das erste, was er nach Antritt der Re— 
gierung that, war die Abgabe der Erklärung, dals er ein 
Priedensfürst sein, dass er dem Lande die Segnungen des 
EFriedens erhalten und unter seinen Landeskindern gegen- 
seitige Duldung geübt und gewahrt wissen wolle „Meine 
Interthanen stehen mir alle gleich nahe“, dieser Ausspruch 
allein schon bekundet den edlen Fürsten. Trotz der Sehwere 
seines Leidens unterzog Kaiser Priedrich sich den Herrscher- 
pflichten mit dem größsten Eifer und seltener Pfchtstrenge. 
Eine Zeitlang hatteé es den Anschein, als ob Gottes mäch- 
tige Hand den pflichttreuen Herrscher dureb Heilung von 
der tũckischen Krankheit belobhnen wolle schon Lebrte 
dem Volke die Hoffnung auf Erbaltung des geliebten 
Fürsten zurück. Aber diese Hoffnung war eine trügerische. 
Nur eine kurze Spanne Zeit verging, und dem alten Helden- 
kaiser folgte sein ebenso heldenmütiger Sobn im Tode 
nach. Nur die kurze Erist von 99 Tagen war es dem 
einfachen, leutseligen, an Lugenden so reichen 
reer beschieden, das Zepter zu führen. Am 15. Juni 
1888 chied er sanft und sehmerzlos aus diesem Leben in 
ein besseres Jenseits. 
In dem heimgegangenen RKaiser Priedrich betrauert das 
deutsche Volk mit RBecht einen Fürsten, der schon vor 
seiner Thronbesteigung in Krieg und Frieden Grobbes für 
Deutschland gethan hatte. War er doch einer der hervor— 
ragendsten und erfolgreichsten Führer gewesen in dem 
Kriege, aus welchem Deutschland gross und geeint hervor 
ging; war es ihm doch gelungen, den Süden mit dem 
Norden in der Liebe zu e zu einigen und 
80 das Band, das die deutschen Stamme bereits umschlolbs,
	        
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