Im Sommer 1741 rückten zwei französische Heere über den Rhein.
Das eine wandte sich gegen die hannoversche Gränze und zwang den Kö¬
nig Georg II. zur Neutralität. Das andere brach mit den Baiern ver¬
eint in Oestreich ein und rückte geradewegs auf Wien los. Schon war
es bis Linz gekommen, wo der Kurfürst von Baiern sich als Erzherzog
von Oestreich huldigen ließ. Wien zitterte und was an Kostbarkeiten dort
war, wurde nach Ungarn geschafft. Aber unvermuthet verließ der Baier-
fürst den Weg nach dem Herzen Oestreichs und wandte sich nach Böhmen.
Das geschah aus Eifersucht gegen die Sachsen, welche bereits einen Theil
dieses Königreichs erobert hatten. Karl Albrecht gönnte ihnen das Land
nicht und wollte wenigstens in Prag ihnen zuvor kommen. Das gelang
ihm auch. Er nahm die wichtige Stadt (Novbr. 1741) durch Ucbcrrum-
pelung und ließ sich daselbst von den Ständen als König von Böhmen
huldigen. Darauf begab er sich nach Frankfurt, wo er schon im Januar
1742 als Karl VII. zum deutschen Kaiser erwählt wurde. Der Kurfürst
von Baiern schien einen glänzenden Aufschwung genommen zu haben; in
der That aber standen seine Sachen schlimmer als je.
Maria Theresia, welche von ihren Gegnern nur noch „Großher¬
zogin von Toskana" genannt wurde, hatte in der Bedrängniß den
Muth nicht verloren. Sie war von Wien nach Preßburg geeilt, um die
ungarische» Stände um Hülfe anzusprechen. Am 11. Septbr. 1741 trat
sie in Trauerkleidern, das Schwert an der Seite, die Krone des heiligen
Stephan auf dem Haupte, in die Versammlung und schilderte in lateini¬
scher Sprache das Mißliche ihrer Lage. Sie schloß die Rede, bei welcher
ihr flehendes Auge in Thränen glänzte: „Rings von Feinden bedroht,
erhält nur der Blick auf Euch, tapfere Männer, unsern Muth. Euch und
Eurem Heldeuarme vertrauen wir uns und unser Kind*); Ihr seid der
letzte Anker unserer Hoffnung." Die Jugend, die Schönheit und das Un¬
glück der Königin machten auf die Versammlung einen mächtigen Eindruck.
In freudiger Begeisterung rissen sämmtliche Magnaten ihre Säbel aus der
Scheide und riefen: „Wir wollen sterben für unsere Königin Maria The¬
resia!" In wenigen Wochen waren 15,000 Edelleute, alle wohl beritten
und trefflich gerüstet, in Preßburg versammelt, außerdem noch viele ge¬
meine Leute. Oestreich wurde nun bald befreit und Baiern erobert; an
demselben Tage (11. Febr.), an welchem Karl VII. in Frankfurt gekrönt
wurde, zogen die Oestreicher in seine Residenz München ein.
Nicht dasselbe Glück hatte Maria Theresia gegen Friedrich II. Die¬
ser war, um seinen bedrängten Bundesgenossen Luft zu machen, von
Schlesien aus in Mähren eingerückt und seine Husaren streiften bereits in
die Gegend von Wien. Da erhielt der Prinz Karl von Lothringen vom
Hofkriegsrathe den Befehl, ein Treffen mit dem preußischen Heere zu su¬
chen. Beim Anmärsche der Feinde zog sich Friedrich nach Böhmen zu¬
rück, um seine Magazine zu decken. Die Oestreicher folgten ihm und be-
') Bei dieser Anrede an die Ungarn trug Maria Theresia nicht, wie es oft
erzählt und abgebildet wird, ihr damals einjähriges Kind (den nachmaligen Kaiser
Joseph II.) auf den Armen, denn dasselbe ist erst lO Tage später nach Preßburg ge¬
bracht worden.